Erfahrungsbericht Aufkl.Abt.213 Polenfeldzug 1939
1.Kriegsgliederung der
Abt.:
Stab
Nachrichtenzug
1.(Radf.)Schwadron (s.M.G.Staffel zu 2 Gewehren)
2.(Radf.)Schwadron (s.M.G.Staffel zu 2 Gewehren)
Pak-Zug (3 Geschütze)
K.G.-Zug (2 Geschütze).
2.Aufstetllungsorte:
Stab u.Nachrichten-Zug
Berbisdorf bei Hirschberg/Rgb
1.Schwadron u.K.G.Zug
Maiwaldau bei Hirschberg/Rgb
2.Schwadron u.Pak-Zug
Löwenberg/Schles.
1.Schwadron in der Mehrzahl aus städtischer, 2.Schwadron aus ländlicher
Bevölkerung.
Lebensdurchschnittsalter: 32
Jahre
Angehörige der Jahrgänge 1896
und älter:
22
Kriegsteilnehmer der Jahrgänge
1897 und jünger:
39
3. Die Division eine Div.
3.Welle war auf dem Vormarsch fast immer Heeresreserve und wurde zu keinen
größeren Kampfhandlungen eingesetzt.
Grenzüberschreitung: bei
Groß Wartenberg am 6. 9.39
Weicheslübergang:
bei Gora Kalvaria am 5.10.39
Ende des Vormarsches: bei
Terespol am 12.10.39
Marschleistung der Division:
ca 700 km
Marschleistung der Masse der A.A.(Radfahrer) ca 1100 km
Größte Tagesmarschleistung der A.A.
ca 75 km
Durchschnittstagesmarschleistung der A.A. ca 45 km
Während der Zeit vom 4.9. -
14.10.39 15 Tage ohne Marsch, die bei der Berechnung der Durchschnittsleistung
nicht mitgezählt worden sind.
Tagesleistung der Spähtrupps entsprechend höher, verschiedentlich bis über 100
km pro Tag.
Gefecht am 10.9.39 bei Uniejow
sonst nur verschiedentlich kleine Schießereien von Spähtrupps und Spitze, mit
einzelnen Versprengten.
Verluste: 1 verwundeter , 4 Kranke.
4. Der Geist der Truppe blieb trotz aller Anstrengungen stets gleich vorzüglich, einwandfreie Disziplin, stets beste Kameradschaft zwischen alten und jungen Mannschaften.
5. Die der Abtlg. am Mob-Tage zur Verfügung
gestellten Autos waren sehr schlecht unc es gelang auch trotz aller Bemühungen
und vielen Umtauschens und vorbildlicher Arbeit
einer außerordentlich entgegenkommenden Kommission nicht, wirklich gute
Maschinen zu bekommen. Der größte Teil war sehr stark verbraucht und in sehr
schlechtem Zustande,
insbesondere die Bereifung. mußte wehrend des ganzen Vormarsches dauernd an den
Maschinen herumrepariert werden. Sehr unangenehm war ferner, daß bei allen
modernen Wagen
nur noch fünffache Bereifung vorgesehen ist und infolgedessen der sechste
Ersatzreifen nicht auf dem Wagen selbst, sondern auf einem Lkw. mitgeführt
werden mußte. Ein
weiterer Übelstand war, daß zum großen Teil nicht die Friedensfahrer der Wagen,
sondern völlig frmde Fahrer für die Wagen eingeteilt waren. Weitaus am bestens
von den
Lkws. bewährten sich die BMW Fahrzeuge, d.h. also sehr starke Maschinen in
Fahrzeugen leichtester Bauart. Namentlich machte sich das bemerkbar, wenn die
Wagen doch
einmal tatsächlich stecken blieben, daß diese leichteren Fahrzeuge dann sehr
viel leichter herauszubringen waren, als andere ebenso starke oder noch stärkere
aber schwerer
Bauart.
Der Schwadronsführer blieben sehr hÄufig stecken, gelegentlich auch die des
Abtlgs.-Fhrs., sodaß diese Führer, um bei der Truppe bleiben zu können,
verschiedentlich Krad
mit Beiwagen, Krad und auch Fahrrad benutzen mußten.
Die Abtlg. hatte, bis zum Weicheelübergang nur ganz geringe Verluste an Kfz., da
vornherein schärfstens darauf geachtet wurde, daß unbedingt korrekt und
ausgesprochen
langsam gefahren wurde, und alle, auch die kleinsten Schäden sofort beachtet
wurden.
Sie kam infolgedessen auch noch fast vollmarschfähig bis an den Bug. Allerdings
trat an an den letzten Marschtagen infolge der in dieser Gegend noch sehr viel
schlechteren
Wegeverhältnisse und Sandwege doch sehr erhebliche Verluste ein, die sich auch
w*hrend der huhezeit nicht vermindern ließen, sondern immer größer wurden.
Insbesondere weil die an sich zum Teil alten und stark verbrauchten Fahrzeuge
durch den Vormarsch so beansprucht waren, daß nur die reinen Verbrauchsschäden
einfach nicht
mehr zu beheben sind. Die Wagen sind zum großen Teil Verbraucht und nicht mehr
feldbrauchbar.
6. Gleich bei der Aufstellung zum ersten Vormarschtag
wurde die Abtlg. so umgegliedert, daß die mot.MG.Staffeln, der Pak-Zug, K.G.-Zug
und der Na.Zug unter einem besonderen
Führer als schwere Schwadron zusammengefaßt wurden. Diesem Führer wurden
außerdem die Kfz. des Gefechtstrosses wiederum unter einem besonderen Führenn
gesammelt, verantwortlich
unterstellt.
7. Erfahrungen auf dem Vormarsch machten des weiteren dann schon in den ersten
Tagen Zusammenfassung der beiden Radfahrschwadronen ebenfalls unter nur einem
verantwortlichen
Führer und einem weiteren nur nachführenden Offizier, um Befehlserteilung und
Durchführung des Marsches zu vereinfachen, wünschenswert. Ferner auch deswegen,
weil nach Absendung
von Spähtrupps und Spitze von der einen Schwadron nur noch so geringe Reste
überblieben, daß für eine evtl. Gefechtsverwendurg ein Einsatz dieser Teile
gesondert nicht lohnend
erschien.
8. Diese Einteilungen bewährten sich bestens, sie
vereinfachten die Befehlserteilung und ermöglichten den beiden so geschaffenen
Einheiten so zu marschieren, wie es ihrer Eigenart
entsprach. Verschiedentliche Versuche, gelegentlich die motorisierten
M.G.Staffel den Schwadronen zur Verfügung zu stellen und bei diesen fahren zu
lassen, endeten mit einer großen
Anzahl von Pannen der Maschinen durch Heisslaufen infolge des zwangsläufig
notwendigen largsamfahrens und häufigeren Anfahrens in den kleineren Gängen. Die
Richtigkeit dieser
Einteilung ergab sich auch daraus, dar die Maschinen der 3 Kradmelder der
Schwadronen, solange sie diesen belassen wurden, dauernd ausfielen. Als später
diese Kradfahrer sämtlich
beim Stab zu einer Kradstaffel zusammengefasst wurden, waren diese Ausfälle sehr
vieI geringer.
9. Eine wirklich zuverlässige, umfassende Aufklärung
allein nur mit Radfahrern und motorisierten Teilen kann nicht gewährleistet
werden. Der Radfahrer kann nicht von den Straßen
runter und wenn er zwangsweise einmal seitlich heruntergeschickt wurde, kam er
nicht vorwärts, so_daß irgend welche Ergebnisse von Seiten-Aufklärung-und
Sicherungen nie ankamen,
sondern immer auf das Geradwohl ins Blaue hinein vorgegangen werden mußte, ohne
Rücksicht auf evtl. von der Flanke her mögliche Bedrohung und Überfälle.
Besonders unangenehm machte
sich ferner bemerkbar, daß solche nach der Seite herausgeschickten Spähtrupps
und Sicherurgen mehr oder weniger wegen ihrer eigener mangelhaften
Geländegängigkeit und der Unmöglichkeit,
sie irgendwie zu benachrichtigen meist völlig den Anschluß an die Trupie
verloren.
Das ging so weit, daß ein ganzer Zug 8 Tage lang, weil er keine Nachricht
erhielt, (die beiden ihm gesandten Kradme1fer hatten Panne und waren
infolgedessen nicht angekommen) der Abtlg.
abhanden kam. Dank der Umsicht des sehr tüchtigen Offiziers fand sich der Zug
wieder ran.
Für jede Aufklärung mit Radfahrern ist die Zuteilung von einer gewissen Anzahl
Reiter unerläßlich, sonst bleibt alles Gelände außerhaLb der Sträße ungeklärt.
Daß der Abtlg. und der Div.
Nackenschläge erspart blieben, kann nur als groes Glück bezeichnet werden.
10. Die fehlenden Panzerspähwagen wurden durch den Versuch ersetzt, daß mit den
M.G.Stafffeln - gegebenenfalls noch verstärkt durch die zusammengefaßten
Kradmelder der Abtlg. und 4 - 6
von der Div. angeforderte Kradmelder als Kradschützen - Spähtrupp gefahren
wurde. Diese Aufklärung mit den motorisierten Staffeln und die Tatsache, daß die
Abtlg. und die Div. eigentlich
nie auf ernsthaften Widerstand stieß verführte aber dazu, daß die
Aufklärungsziele immer weitere wurden. Diese Art der Aufklärung ist aber ein
ziemlich unmöglicher Notbehelf, da auf einem
Krad oder im Beiwagen im Stahlhelm noch nicht einmal Schießen auf nahe
Entfernung gehört wird. Es war also nur dem glücklichen Zufall Zu verdanken, daß
diese Unternehmungen ohne Verluste
abgingen. Bei den sehr schlechten Wegeverhältnissen östlich der Weichsel wurden
sie durch diese unmöglich. Im übrigen stellte sich dabei heraus, daß zur
Aufrechterhaltung der Ordnung in
den Kolonnen weniger Kradmelder notwendig sind, als vorgesehen. Es genügten bei
der schweren Schwadron 1 - 2, für den Gepäcktroß 1 Kradmelder und eine
Beiwagenmaschine für den Schirrmeister.
11. Die der Abtlg. zur Verfügung stehenden To-Fu waren auf leichten Lieferautos
und Pkw. verlastet. Irgend eine Verwendung derselben damit unmöglich. Sie
verlängerten nur die Marschkolonne
und bileben durch die bereits erwähnten Ausfälle der Autos nur ein
Marschhindernis. Alle Versuche der Abt. sie geländegängiger zu machen
scheiterten. Der Versuch, sie auf Krad zu nehman
mißglückte, da die Kräder auf den schlechten Wegen schon an sich schlecht fahren
konnten, durch die große Lehrbelastung aber völlig unbeweglich wurden.
Es wurde dann versucht, ein weiteres Kleinauto mit Fahrrädern für die
Mannschaften der To-Fu beladen mitzunehmen, dieses mit den To-Fu zur Absendung
von Spähtrups heranzuziehen, was zum
Teil auch rechtzeitig gelang, die Mannschaften der To-Fu auf die Räder zu setzen
und den Spähtrupp mitfahren zu lassen, in der Hoffnung, daß die bis dahin
ausgeruhten To-Fu-Bedienungen
den, durch den Marsch angestrengten Radfahrern folgen könnten. Aber auch das
erwies sich als Unmöglichkeit, da weder bei einer Trageweise auf dem Rücken noch
eine solchen auf den Rädern-
für die die verschiedensten Konstruktionen ausprobiert wurden - ein Fahren mit
den schweren Apparaten unnöglich war.
Gewünschte Zusammensetzung einer Aufklärungs-Abtlg.
vergl. anliegenden K.St.N. Vergleich.
Berücksichtigt ist, daß der berittene Teil wegen der Pferdeknappheit
so klein als möglich angesetzt wird:
1.Reiter: 3 Offz., 115 Mann,
dabei Veterinär, Hauptwachtmeister, Fahnenschmied beritten,
im einzelenel:
3 Gruppen mit 1.M.G. Trupp a 16 Reiter
= 48 Reiter
3 Gruppen ohne 1.M.G. Trupi, a 12 Reiter
= 36 "
2 Zugführertrupps a 4 Reiter
= 8 "
1 Schwadronstrupp
= 6 "
Veterinär, Hauptwachtmstr, Fahnenschmied
= 3 "
somit
-------------
101 "
dazu für Troß
unberitten
14
-------------
115
2. Na.-Zug wie bei aktiven Divisionen
d.h. 1 mittl.Fu Tr b. mehr
3 To-Fu 1 Uffz. 8 Mann beritten.
3. Radfahrschwadron zu 4 Zügen, Gruppeneinteilung, btJ der Gruppen u. 1.M.G.
Zuteilung wie bisher.
Die bei den Div. 3.Welle fehlenden 1.Gr.W.Tr. werden nicht vermißt,
wenn sie zugeteilt werden,
würden sie entsprechend den Erfahrungen mit s.M.G. der schwerer
Schwadron zuzuteilen sein.
4. Schwere Schwadron:
3 leichte Panzerspäwagen,
2 Sttäfeln schwere Maschinengewehre
3 mittlere Panzerspähwagen mit Panzer brechenden Waffen u. M.G.
2 - 3 Kav.Geschütze.
Begründung zu 1:
Über die Schwierigkeiten der Aufklärung mit Radfahrern vergl. Teil 1 Ziffer 9
u.10 und über die Verwendung von Radfahrspähtrupps beschränkten Angaben der
H.Dv.299/2u.1O.
Eine stärkere Zuteilung von Reitern kann unterbleiben, da mehr oder weniger
diese Reiter nur zur Spähtrupptätigkeit Verwendung finden sollen. Dieser Teil
wird im allgemeinen
also fast völlig in Spähtrupps aufgelöst werden, ein evtl zeitweise
verbleibender kleinerer oder größerer Rest kann auf der Hauptvormarschstraße der
Abtlg. unter dem Schutze
der Radfahrer und schweren Schwadron fast ohne eigene Sicherung vorgehen bezw.
folgen. Die To-Fu müssen, wenn sie überhaupt einsatzbereit sein sollen, beritten
sein.
Begründung zu 2 :
Die Verstärkung der Radfahrschwadronen deswegen erwünscht, weil doch
gelegentlich durch Spähtrupps vor der Spitze oder den einen oder andern
Spähtrupp auf einem besonders
guten Seitenwege eine Schwächung der Kampfkraft der Schwadron eintritt und weil
trotz dieser Schwächung es wünschenswert ist, daß eine Ins Gefecht gehende
Schwadron über
volle 3 Züge und eine entsprechende Anzahl Karabiner und 1.M.G. verfügt.
Begründung zu 3:
Die Ausstattung mit 4 s.M.G. wie bisher gut, damit es dem Abtlgs.-Fhr möglich
ist, gegebenenfalls von 2 Stellen aus einsetzen zu können, aus dem gleichen
Grunde wünschenswert,
statt 2, 3 K.G., damit gegebenenfalls auch hier Einsatz von 2 Stellen erfolgen
kann. Wenn statt der bisherigan 3 Pak, 2 - 3 mittlere Panzer vorhanden wären,
ist es möglich,
damit sowohl ein schwächeres Widerstandsnest des Feindes schneller und mit
geringeren Verlusten zu brechen und bleibt gleichzeitig der Schutz für die
Marschkolonnen der Fahrzeuge
gewährleistet. Panzerspähwagen vergl. Teil I, Ziffer 10. Für die Zusammenfassung
der mot.Teile- in eine schwere Söhwadron vergl. zunächst Teil I, Ziffer 6 u. 8.
Die Zusammenfassung dieser schweren Schwadron unter einem Führer ist auch
deshelb erwünscht, damit nicht der einzelne Schwadronsführer, sondern der
Abtlgs.-Fhr. die schweren
Waffen dort einsetzen kann, wohin, er den Schwerpunkt seines Angriffs oder
sonstige Tätigkeit verlegen will. Wird ein Teil derselben den einzelnen
Schwadronen unterstellt, so ist
es mögich, daß sie von den Schwadronsführern bereits eingesetzt sind, bevor der
Abtlgs.-Fhr. seinen endgültigen Entschluß gefaßt hat. Des weiteren ist
erwünscht, daß die Anzahl
der Kradrnelder für die Abtlg. als solche erhöht wird, während für die
Schwadronen eine Verminderung möglich ist.
Insgesamt müssen statt der 30 Krad mit und der 16 ohne
Beiwagen insgesamt 6-8 Krad mehr vorhanden sein, von denen 9-10 einfache
Maschinen, weitere 9-10 Soziusmaschinen
(für 2 Personen) und der Rest von 32 Beiwagenmaschinen sein sollen. In der
Vorschlagsaufstellung sind die Kräder im einzelnen noch entsprechend ihrer
bisherigen Zuteilung bei den
einzelnen Einheiten angeführt und beim Neuvorschlag nur die gewünschte
Vermehrung berücksichtigt. Wenn eine Abtlg. entsprechend diesem Vorschlag in 3
Schwadronen zusammengefaßt
werde, muß dann eine entsprechende Neuverteilung der Kräder erfolgen. Endlich
müssen auch für eine Landwehr-Abt. für die mot.Führer geländegängige Fahrzeuge
und nicht behelfsmäßige
zur Verfügung stehen, ebenso wie für den Ablgs.Fhr., Adjutant, Ord.Off. und den
Schwadronsführer der Radfahrschwadronen Reitpferde vorhanden sein müssen.