1.Kavallerie-Brigade
Brig.St.Qu. Ruchna, den 6.10.39
Abt.Ia Nr.146/39 geh.
Bezug: I.A.K. Abt. Ia Nr. 142/39 vom 2.1o.39
Betr.:
Erfahrungsbericht.
Zu 1.a.) Kampf um
Flußübergang.
Eingehende Erkundung. Bereitstellung der schweren Waffen u. der Artl. ergab
einen schellen Verlauf des Übergehens über den Narew mit geringen Verlusten,
trotzdem der Gegner am anderen
Ufer sich eingegraben hatte.
Der
Gegner hatte vergessen, Gefechtsaufklärung über den Narew zu schieben, so daß er
die Bereitstellung durch Zufall l0 Minuten vor Angriffsbeginn erkannte.
Die
großen Floßsäcke bewährten sich beim Übersetzen. Sie konnten mehrere l00 Meter
ohne Schwierigkeit im Laufschritt an den Fluß herangebracht werden.
Trotz mehrerer Einschüsse ließ
die Tragfähigkeit beim behelfsmässigen Verstopfen nicht nach. Im Verlauf des
Übergangs stellte sich heraus, daß r.Art. Abt.
mit mehreren großen Floßsäcken
ausgestattet werden muß. Dieselben werden benötigt zum Übersetzen der Munition,
da die Munition beim Durchfahrten eines tieferen
Flusses nicht in den Protzen
bleiben kann. Brig.Pi.Kp., eine Res. Formation mit handelsüblichen Kraftwagen,
erfüllte nicht die Bedingungen, die von Kav.-Pi.
verlangt werden. Die Mot
Fahrzeuge kamen wegen ungangbarer Wege nie heran. Die Pontonwagen mussten mit
Pferden der Art. Kol. über 8 bis lo km herangebracht werden.
Es ist zu fordern, daß Kav.-Pi.
mit geländegängigen Zugmaschinen ausgestattet werden. Die Fahrer der Kp. müssen
eingehend im Geländefahren ausgebildet sein.
Wald und Ortsgefechte.
Verwendung aufgesessener Reiter im Walde, wo schwacher Feind in der Verteidigung
(Baumschützen), führt zu großen Verlusten. Feind durch Artl. oder Kav.-Geschütze
nur zu fassen an Waldrändern;
sehr schwer zu fassen, wenn er sich im Walde festsetzt.
Waren
kleinere Orte feindbesetzt, so wurde Gegner durch Eisatz von Granatwerfern, Kav.-Geschützen
oder Artl. schnell vertrieben. (Brandgefahr)
Gefechte bei Dunkelheit.
Zusammenhalten der Truppe, Führer in vorderer Linie. Feuereröffnung nicht zu
früh vornehmen. An feindbesetzt gemeldete Zonen muß Kav. entwickelt zu Fuß
herangehen.
Einsatz der schweren Inf. Waffen.
Die
s.M.G.-Züge haben im Verlauf des poln. Feldzuges nur in direktem Richtverfahren
geschossen. Grund hierfür war das wenig planmäßige Schießen der feindlichen
Artillerie.
Bewährung der Funkgeräte als Führungsmittel.
Die
Funkgeräte haben sich im Allgemeinen bewährt. Athmosphärische Störungen schalten
jeden Betrieb aus. Von der Artl. muß eine Überlagerung des Nachrichtennetzes
durch Fernsprecher gefordert
werden, da sonst die Artl. in schwierigen Kampfmomenten nicht feuern kann. Die
Betriebsdauer der Funnksprüche erforderte zum Teil zu
lange Zeit.
Unterstützung durch die Luftwaffe.
Unmittelbare Unterstützung durch die Luftwaffe kam nicht zum tragen. Es wirkte
sich die Vernichtung der poln. Luftwaffe günstig aus. Bei den großen
Aufklärungsräumen,
die der Kav.-Brig. zugewiesen
wurden, wäre eine Zusammenarbeit mit Aufklärungsfliegern sehr erwünscht gewesen.
Aufklärung durch die Kav.-Brig.
Die
durch die Kav.-Brig. angesetzten Spähtrupps bekamen mit ihren
ber.Torn.Funktrupps bei den ersten beiden Kriegstagen keine Verbindung mit den
Gegenstellen der
Brig.Nachr. Kp. Die Brig. war
genötigt, die Gegenstellen der Reit.Regtr. zum Verkehr mit den angesetzten
Spähtrupps auszunutzen. Dieses ergab einen reibungslosen
Verkehr, verlängerte aber den
Meldeweg zur Brigade.
Die
Panzerspähtrupps haben sich für Gefecht, Nah- und Fernaufklärung sehr gut
bewährt. Leider war das Material der Fahrzeuge unzulänglich. Sie fielen dauernd
durch Brüche aller Art aus. Die
Panzerfu. Wagen versagten geländemäßig in jeder Beziehung, da sie verbraucht
waren.
Ausbildungsstand der Offz. und Uffz. des
Beeurlaubtenstandes. Der Ausbildungsstand war im allgemeinen gut. Offz.
u. Uffz., von denen Spezialausbildung gefordert
wurde, hatten nicht die
notwendige Vorbildung.
zu 1.b) Gliederung einer Reit.Schwadron.
Die
Einführung der Sechszehnergruppe ist erwünscht, da dadurch die Stoßkraft einer
Reit.Schwd. größer wird. Es hat sich herausgestellt, daß die l.M.G.-Trupps
keine reine Stoßkraft darstellen. Da
die Stoßkraft durch Entsenden von zahlreichen Spähtrupps immer geschwächt wird,
wird die Einführung der Reitergruppe mit
16 Mann befürwortet.
In vielen
Gefechtslagen unterstellte sich der Rgtskdeur M.G.Züge der Reit. Schwadronen.
Die geplante Wiedereinführung der M.G.Schwd. hat sich als praktisch erwiesen.
Gliederung der 1.Kav.Brig.
In der
letzten Zusammenstellung entspricht die l.K.B. an Kampfkraft einem verstärkten
Inf.Rgt. Daher kann die Aufgaben nur im kleinsten operativen Rahmen lösen.
Die Zusammensetzung der l.K.B. mit
drei verschiedenen Fortbewegungsmitleln (Pferd, Fahrrad, Motor) hatte
führungstechnisch ihre Schwierigkeiten, besonders dann,
wenn nur eine Vormarschstraße zur
Verfügung stand. Die l.K.B. war während des Vormarsches oft rechts u. links von
Inf.Div. eingerahmt. Die vorhandenen Wege in dem
zugewiesenen Streifen, machten ein
Vorgehen auf zwei Marschwegen nebeneinander unmöglich. Die Marschlänge der
Radf.Abt. mit Sicherungsabständen betrug 12 bis 15 km.
Hierdurch entstanden folgende
Nachteile:
1.) Das Antreten der Reit.Rgter. verzögerte sich.
2.) Stieß Radf.Abt. früh auf Gegner, so wurde die Straße durch vorziehende mot
Teile der Radf.Abt. für jeden weiteren Verkehr gesperrt.
3.) Eine Unterstützung durch ber.Artl. war in den meisten Fällen nicht möglich.
Um die
Beweglichkeit der Kav.-Brig. mit ihren verschiedenen Bewegungsmitteln zur
Geltung zu bringen, muß der ihr zugewiesene Vormarschraum so breit sein,
daß
zwei Kol. nebeneinander gesetzt werden können.
Die
Fahrzeuge der Reit.Rgter. konnten im schwierigen Gelände zum Teil das
Marschtempo der Reiter nicht halten. Die Protze des schw. Granatwerfer erwies
sich
als zu schwer. Für alle Fahrzeuge der
Reit.Rgter. und der r.Artl.Abt. wird sechsspänniger Zug verlangt.
Die
r.Artl.Abt. konnte mit dem jetzigen Geschütz (FK 16) bei einer Entfaltung nur
schwer folgen. Bei den tiefen sandigen Wegen in Nordpolen kam selbst die
r.Artl.Abt.
im Schritt nicht mit. Verlangt wird
die umgehende Einführung der FK 18 mit Gummibereifung.
zu 1.c) Bewaffnung.
Die
Bewaffnung der Kav. mit schw. Waffen war ausreichend. Die MP 38 hat sich im
Nahkampf und bei plötzlichen Zusammenstößen bewährt.
Das M.G.34
war empfindlich gegen Verstaubung. Schutzhüllen sind erforderlich. Die
Feuergeschwindigkeit der M.G.34 ergab eine starke moralische Wirkung auf den
Gegner.
Zu bedenken ist der große
Munitionsverbrauch, der in Gefechtslagen auftrat, wo der Gegner dauernde
Angriffsversuche unternahm.
Die
Kav.Geschütze und schw. Granatwerfer haben sich sehr gut bewährt.
zu 1.d) Die Stahlfeldwagen, haben sich bis auf
dauernde Deichselbrüche sehr gut bewährt, so daß die Ausstattung der
Munitionsstaffel mit Stahlfeldwagen erwünscht ist.
Die
landesüblichen Mot Fahrzeuge haben sich nicht bewährt (s.unten). Die
landesüblichen besp. Fahrzeuge aus Polen genügten als Notbehelf. Da sie
geringere
Spurweite als die deutschen
Heeresfahrzeugs haben, verbrauchen sie unnötig die Zugkraft der Pferde.
Alle nicht
aktiven Einheiten der Kav.Brig. (M.G.Kp.40, Pak Kp.40, Pi.Kp.40) Brück.Kol.40)
waren mit handelsüblichen Kraftfahrzeugen ausgestattet. Diese konnten
der Brigade in keiner Phase des
Kampfes folgen. Sie wirkten hemmend und störend. Ungediente Kraftwagenfahrer
waren noch nie im Gelände gefahren. Das Erlernen des
Geländefahrens verbrauchte das
Material stark.
Alle Mot
Fahrzeuge der Kav.Brig., die nicht Vierradantrieb hatten, sind unbrauchbar und
zum Teil zu schwer (Funkstellen, Sanka, und die Kraftfahrzeuge der oben
genannten Mot Einheiten), Poln. Sanka
sind geländegängiger als deutsche).
Für
sämtliche Mot-Fahrzeuge der Kav.Brig. sind daher nicht zu schwere, noch zu große
(jetzige Funkstelle) Vierradantriebwagen zu fordern; ferner aktive,
im Geländefahren voll aus-gebildete
Fahrer, da nur diese den Anforderungen der Kav. im Gelände gewachsen sein können.
Bei Auswahl der Zuweisung der Fahrzeuge
sowie Fahrer, muß daher die Kav.-Brig.
Vorrang vor den Inf.Div. haben.
Die Mot
Einheiten benötigen auch im Sommer eine Schlafdecke. Bei ber. Einheiten ist sie
von September bis April einschl. erforderlich. Frühzeitige Zuführung
muß herzu von oben sichergestellt
sein.
Der
Stahlhelm hat sich nicht bewährt. Er wurde fast überall durchschlagen. Der
blanke Anstrich bedingte auffallend viel Kopfschüsse. Daher wird für Kav. die
Gebirgsmütze statt Stahlhelm
vorgeschlagen. Sie ist leichter, schützt gegen Regen und Kälte. Anderenfalls
wird für den Stahlhelm körniger Anstrich oder Überzug
vorgeschlagen.
zu 1.e) Versorgung.
Einzelheiten siehe Erfahrungsbericht der Abt. Ib.
Munitionsnachschub verlief reibungslos. Gewisse Schwierigkeiten in der
Beschaffung der sonst nicht üblichen Munition für FK 16 n.A. müssen in Kauf
genommen werden.
Betriebsstoffversorgung genügte.
Ersatzteil-
und Reifenbeschaffung sind abgesehen von Beutevorräten mißlungen, zumal zuviel
verschiedene Kraftfahrzeuge vorhanden sind.
Die
gem.H.Dv.90 angegebenen Betriebsstoffverbrauchssätze sind weit überschritten.
Verkehrsregelung im rückw. Armeegebiet war ungenügend. Straßenpolizeidienste
konnten sich nicht durchsetzen. Fahrdisziplin zahlreicher Verbände war schlecht.
Für die Brig. ist Feldgendarmerie für
Verkehrsregelung und Gefangenenabschub besonders wichtig, um die bei der Kav.
entstehenden weiten Entfernungen zu überbrücken.
Verwundetenabschub kann bei der Kav.Brig. nur mit voll geländegängigen,
naheherangehaltenen Sanka gelingen.
Zum Schutz
der rückw. Verbindungen, die bei der Kav. häufig auf der offenen Flanke liegen
werden, sind bewegliche Landesschützenverbände und stärkere Bewaffnung der
rückw.Dienste erforderlich.
Weitere
Einzelheiten gehen aus den beigefügten 9 Erfahrungsberichten der unterstellten
Truppenteile hervor.
Pz.Abw.Kp.40
Wola Rafalowska, den 4.10.39
Bez.: 1. Kav.Brig. Abt.Ia
Betr.: Erfahrungsbericht über den Feldzug in
Polen.
An
1. Kav.Brigade Abt. Ia
Zu 1.) a) Der Stand der Ausbildung der Uffz. d.B.
ist unzureichend Bei der einzigen Pz.Abw.Kp. der Brig. waren häufig einzelne
Geschütz- und M.G.Führer vor völlig
selbstständige Aufgaben
gestellt. denen sie nicht gewachsen waren. Die Kp. hätte 30% erfahrene aktive
Unterführer mehr benötigt, um voll einsatzbereit zu
sein. Die Verwendung von
ungedienten Ersatzleuten bei dieser Spezialtruppe, auch nur als Fahrer, hat sich
sehr hemmend ausgewirkt. Die fehlende Gewohnheit
sich unterzuordnen und
ihr Mangel besonders an Marschdisziplin verursachten häufig unnötige
Strassenverstopfungen. Ihre fehlende Technik im Geländefahren,
auf die es bei den
polnischen Wegen ganz besonders ankam, hielt oft die Vorwärtsbewegung nicht, nur
der Pz.Abw.Kp. auf.
Zu 1.) c) Die Bewaffnung der Kp. mit
Handfeuerwaffen ist unzureichend. Gegen gepanzerte Ziele ist die Kp. nicht
einmal zu Schuß gekommen, wurde aber häufig gegen
Überfälle polnischer
Infanterie eingesetzt, wie zum Beispiel bei dem Überfall auf den Brig. Stab bei
Majdan. Etwa die Hälfte der Kp. ist mit Pistole ausgerüstet.
Zu 1.) d) Die handelsüblichen Kfz., mit denen
die Kp. ausgestattet ist, haben sich in keiner Weise bewährt. Besonders die 1 t-
Opel Blitz und Hansa Loyd sind viel zu schwach.
Wenn die Pz.Abw. Kp. der
Kav. Brig. motorisiert sein muß, ist eine Ausstattung mit Heeres—Kfz. unbedingt
erforderlich. Noch wünschenswerter ist es, die Kp. zu
bespannen. Tagelang
begleitete die Kp. oder Teile der Kp.marschierende bespannte oder berittene
Truppen. Ein überschlagender Einsatz war wegen der verstopften
Straßen nicht möglich.
Dabei wurde die Geschwindigkeit nicht ausgenutzt, der Kraftstoffverbrauch war
übermäßig hoch und die Kfz. litten unter der Beanspruchung.
Bei einer bespannten Kp.
wären alle diese Mängel nicht aufgetreten. Außerdem kann die besp. Kp., wie
bisher auf einzelne Truppenteile der Brig. aufgeteilt, wegen
ihrer dauernden
Verbindung mit denselben viel eher einen Panzerschutz gewährleisten. Die
Geländegängigkeit auch von Heeres Kfz. hätte häufig, wie z.B. bei Pelty,
auch nicht genügt, — Die
Ausstattung mit Mannschaftsdecken auch im Sommer ist unbedingt erforderlich wenn
die Truppe nach Nachtmärschen, in denen wegen der Kälte
die Übermäntel schon
getragen werden müssen, ohne Quartier zur Ruhe kam, würden diese Decken zum
Schutz gegen Erkältung gebraucht.
Zu l.) e) Die Versorgung mit Betr. Stoff hat
immer geklappt. —
Der Abschub der
Gefangenen machte oft Schwierigkeiten und war zum Schluß in Kolbiel nur noch mit
außerplanmässigen Beute-Kfz. möglich, besonders kommandierte
Truppenteile oder
Feldgendarmerie, zum Gefangenenabschub eingesetzt, hätten die Truppe, die
ohnehin durch dauernden Sperr—und Wachdienst, stark in Anspruch
genommen war, wesentlich
unterstützen können. — Die Feldpost hat während des ganzen Feldzuges
ausgezeichnet funktioniert, Die Instandsetzung der Vormarschstrassen
hat nicht immer
schrittgehalten mit dem Vormarsch der Truppen. So stürzte z.B. auf der Straße
Wyszkow—Radzymin ein P.K.W. in eine zerstörte Brücke , die weder
ausgebessert noch
gekennzeichnet war, etwa eine Woche nachdem die kämpfende Truppe durchgezogen
war..— Zum Schutz der rückwärtigen Dienste war dem Nachschub—Stab
dauernd ein Pak—Zug
unterstellt. Zu dieser Sicherung war der Zug infolge seiner Bewaffnung
ungeeignet, sie hätte vielmehr durch einen Schützen- oder M.G.Zug
durchgeführt werden
können.
Erfahrungsbericht der Abt. Ib
Zu Abschnitt c, Versorgung.
I. Allgemeines.
1. Bedingt durch die Marschlängen, die Beweglichkeit und die
verschiedenartige Zusammensetzung einer Kavallerie - Brigade ist die Versorgung
besonders schwierig.
Der gem.K.St.N. dem Ib der Inf.Div. zustehende
Ord.Offz. ist bei der Kavallerie - Brigade nicht vorhanden. Es besteht die
Gefahr, dass bei Ausfall des Ib kein
eingearbeiteter Ersatz vorhanden ist.
2. Die Bearbeitung des Nachr.Geräts betr.Nachschub und Ersatz durch
den Führer der Brig.Nachr.Komp. ist bei dessen anderweitiger Inanspruchnahme
nicht möglich.
Es muss ein in Nachr.Gerät erfahrener Offz. oder
älterer Uffz. der Abt. Ib angegliedert werden.
3. Die Teilung des Brigadestabes in ber. und mot-Teile ist
ungünstig. Die Erfahrungen haben ergeben, dass die ber. oder in Wagen bewegl.
Offz. und Uffz. nicht dem
mot Teil des Stabes folgen können und für die
Arbeit tagelang ausfielen.
Es müssen ausser der Ia Staffel mot sein:
Ib, Wug, IVa, IVb, IVc und Abt. V und zwar
Ib und Wug und 02 = 1 Pkw.,
IVa = "
IVb und IVc = "
V = "
Andernfalls ist die Versorgung nicht
gewährleistet. Ein gem. Fahrzeug ist unzweckmässig, da die Bearbeiter
selbständig beweglich sein müssen.
II. Munitionsnachschub im Kav.-u.Artl.Rgt.
Die Mun.Versorgung stiess deshalb auf keine Schwierigkeiten,
weil die mit Hafer beladene Fahrkol. mit Mun. beladen wurde und die Mun.Kw.Kol.
die Auffüllung der
Kol aus A.M.-Lagern durchführte.
Schwierigkeiten bereitete die Heranschaffung der Mun. für
F.K.16 n/A, die nur speziell für Rtde.Artl.Abt.be-reitgestellt wurde und bei
Anweisung auf neue A.Mun.L.
oft aus anderen A.Mun.L. über sehr weite Strecken herangeholt
werden musste.
Transport auf Wagen vertrugen nicht Brennzünder für
Handgranaten, die in grossem Ausmasse beim Transport unbrauchbar wurden.
Durch Selbstentzündung verbrannte ein Wagen mit Leucht- u.
Signalmunition. Einrichtung von Mun.Ausgabestellen wurde und konnte nicht
durchgeführt werden.
III.Einfluss der Betr.Stoffversorgung und das
Ersatzteil- und Reifennachschubes auf die Operationen.
Die Betr.Stoff Versorgung wurde, besonders durch die
Initiative des Brig.Nachschb.Führ. und des ausserordentlich, tüchtigen Führers
der Kw.Kol. für Betr.Stoff,
reibungslos durchgeführt. Jedoch mussten tagelang die Betr.-Stoffvorräte
über 2 - 300km. = 4 - 600 km. Fahrtstrecke, herangeholt werden. Diese Leistung
ist besonders
anerkennenswert bei dem Zustand der Strassen (Strassenzustand
und Verkehr).Beutevorräte halfen die grössten Schwierigkeiten überbrücken.
Das Fassungsvermögen reicht aus, wenn keine vollmotorisierten
Einheiten zugeteilt werden. Ausserdem muss Betr.Stoff Kol. mindestens 1 000 Ltr.
Petr, mitführen.
Die in H.Dv.90, Teil II angegebenen Betr.- und
Verbrauchs-Sätze wurden bei den schlechten Wegen weit überschritten. Der Führer
der Betr.Stoff Kol. muss besonders
geeignet sein um auch selbständig handeln zu können. Er muss
auf dem Versorgungsgebiet besonders gut geschult werden.
Ersatzteile waren nicht zu bekommen. Es wurde wöchentlich 1 x
1 Wagen des Kw.Werkst.Zuges nach Deutschland geschickt, um das Nötigste zu
beschaffen. Die Mannschaften
des Kw.Werkst.Zuges waren durch W.E.-Dienststellen nicht
ihren Aufgaben entsprechend ausgewählt.
Hier bedarf es gründlicher Revision. Leute mit Führerschein
III sind noch keine Motorenschlosser. Der Kw.Werkst.Zug arbeitete täglich 12 -
18 Std.
Diese Überlastung ist untragbar.
Apparaturen für Zylinderbohrung sind unnötig.
Sauerstoffflaschenersatz zum Schweissen gelang aus Beutezug.
Das nächste Lager mit Flaschen war 180 km. entfernt.
Es wird vorgeschlagen:
1. Auswahl der Leute muss bes.gründlich sein.(Nur gelernte Kfz.-Spezialisten.)
2. Anstatt der Werkstatteinrichtung für Zylinderschleiferei und ähnlicher
schwieriger Reparaturen, die aus Zeitmangel nicht durchführbar sind, Mitgabe von
2 Lkw. mit
Ersatzteilen, insbesondere Bremsbelag, Federstahl, reichl. Vorrat
an Sauerstoffflaschen zum Schweissen und ähnliches.
3. Die Verschiedenheit der Typen bedingt eine ungeheure Erschwerung der
Reparaturen. Ausstattung der Einheiten mit einheitlichen Kfz.und Krädern.
Reifenanforderungen:
Ersatzreifen wurden in einem Lager 200 km. entfernt bereitgestellt. Abholung
wegen Zeitmangel und der Grösse der Entfernungen nicht möglicn. Ersatzreifen
wurden aus einem
Beutezug beschafft. Andernfalls wären erhebliche Schwierigkeiten, besonders bei
den mit schlechten Wagen ausgestatteten Einheiten, wie Pi.Komp.40 und
Pz.Abw.Komp.40 u.
Br.Kol.40, entstanden.
IV. Verkehrsregelung im rückw.Armeegebiet.
Wenn auch die Schwierigkeiten der Verkehrsreglung auf den
wenigen festen Strasse nicht verkannt werden, so ist der Zustand, wie er
tatsächlich war, nicht tragbar.
Die Verstopfung der Strassen und Brücken war tagelang derart,
dass es weder möglich war, von hinten zur Front, noch von dort nach hinten (z.B.
zu Feldlazaretten usw.)
zu kommen. Die Strassenpolizeidienste konnten sich meist
nicht durchsetzen. Dazu kam die ausserordentlich schlechte Fahrdisziplin
zahlreicher Verbände. Selbst bei
wenigen festen Strassen, müssen Pferdekol. die Strasse
freihalten für mot-Verbände und neben den Chausseen marschieren. Rasten auf
Chausseen ist grundsätzlich zu Verbieten.
Die Verkehrsreglungsposten müssen in die Lage versetzt werden
dass ihren Befehlen Folge geleistet wird, auch Offz. gegenüber.
Die Hauptschwierigkeiten der Versorgung auf allen Gebieten
entstand aus der hoffnungslosen Verstopfung der Strasse.
V. Versorgung und Abschub der Verwundeten.
Versorgung und Abschub der Verwundeten stösst in demselben
Augenblick auf geringe Schwierigkeiten, in dem die Frage der Verkehrsreglung auf
den Strassen geregelt ist.
Auf den schlechten Wegen, die die Brigade auf ihrem Marsch und
während der Gefechte einschlagen musste, waren die Kr.Kw. oft steckengeblieben
und trafen deshalb
wiederholt später an ihrem Verwendungsort ein, als gefordert werden
musste. Es wird vorgeschlagen, dass der Kr.Kw. Zug mit etwa 5 gelandegängigen
Kr.Kw. ausgestattet
wird, die den Abtransport der anfallenden Verwundeten vom
Gefechtsfeld selbst auf schlechten Wegen gewährleistet. Die übrigen Kr.Kw.
brauchen nicht wesentlich geändert
zu werden. Sie genügen auf festen Strassen völlig.
VI.Abschub von gefangenen und Internierten.
Der 1.K.B. fehlen Ordnungsdienste.
Gefangene und Internierte (bis zu 1 500 Mann an 1 Tage) belasten
ungebührlich die Kolonnen und die nur für den Brigadeverband berechnete
Verpfl.Versorgung. Die Kw.Kol.
mussten täglich mit Gefangenen und Verpflegung fahren. Die
Fahrzeuge hatten einen unnormalen Verschleiss, weil die Kol. nie zum
Arbeitsdienst kamen und die Durchsicht
der Kfz. unterbleiben musste.
Gef.Sammelstellen müssen durch Armeeeinheiten täglich entleert
werden.
Bewachung und Transport durch Div.,bzw.Brig. ist nur auf Kosten der
fechtenden Gruppe durchführbar.
VII.Zivilverwaltung.
Ortskommandanturen müssen der fechtenden Gruppe dichtauf folgen.
Andernfalls Plünderungen durch Soldaten und Zivilbevölkerung. Flüchtlinge usw.
müssen Auskunft erhalten,
Flüchtlingskolonnen von den Hauptstrassen abgeleitet werden. Auch
zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln usw., Schutz vor Wucher und
Preistreiberei, muss die
Zivilverwaltung so schnell, als möglich eingesetzt werden.
VIII.Feldpost.
Die Postversorgung war, soweit der Verkehr nach hinten möglich war,
gut.
IX.Schutz der rückw. Verbindungen.
Mit Beginn des Krieges war 1.K.B. am linken Flügel der Armee
eingesetzt. Der völlig offene und ungesicherte Nachschubweg führte auch zu
Überfällen und musste auch dazu
verleiten. Es wurden daher sofort mit Kriegsbeginn möglichst alle
Teile der rückw.Dienste in einem Ort zusammengelegt. Tag und Nacht wurden von
den Einheiten Sicherungen
und Wachen gestellt. Soblad als möglich wurden alle Einheiten mit
Beutewaffen ausgestatte, bes. mit l.M.G.. Trotzdem konnte der Überfall in
Mysziniecz nicht verhindert
werden, der 7 Tote kostete.
Die Einheiten der rückw.Dienste sind aber für den Wacht- und
Postendienst nur sehr beschränkt verfügbar, da sie meist voll beschäftigt sind.
Es wird vorgeschlagen:
Sofortiges Nachziehen von Landesschützenverbänden zur Sicherung der
Nachschubstrassen. Keine Nachschubstrassen an offenen Flanken. Ausstattung aller
Einheiten der rückw.
Dienste mit l.MG. und M.Pist.
Dem Nachschb.Führ. ist eine Funkstelle anzugliedern, um mit dem
Stabe Verbindung halten zu können.
Zuteilung von 2-4 Pak zum Nachschb.Führ.
Verstärkung des Nachschb.Zuges auf Komp.. Dadurch werden
Mannschaften für die Bewachung und Sicherung frei. Nachschb.-Zug,bzw.Komp.
müssen motorisiert sein.
Reiter-Regiment 1
den 4. Oktober 1939.
Erfahrungsbericht über den Feldzug in Polen
Zu l.Kav.Brig. Abt.Ia vom 3.10.39.
1.)Die Polen kämpften sehr verschieden; z.Teil schneidig und zäh, z.Teil wichen
sie auf das erste M.G.Feuer aus.
Sehr gut waren sie in der Verteidigung, im besonderen in der
Tarnung, was bei Waldgefechten dem Angreifer Verluste kostete. Die Polen
schossen vielfach zu hoch.
Vom ersten Tage an hatte man aber doch den Eindruck, daß sie bei
energischem Zupacken auswichen.
2.)Zu a): Kampf um Flußübergang:
Der Übergang über den Narew wurde schnell gebrochen,nachdem schwere
Waffen schlagartig und überraschend das Feuer eröffneten. Übergang wäre
schwieriger geworden,
wenn Polen auf das Nordufer des Narew Aufklärung gehabt hätten und
Annäherung der Brig. beizeiten erkannt hätten.
Aufklärung der Polen überhaupt mäßig.Pi-Züge der Regimenter
bewährten sich sehr, als auf Floßsackgerät die Munition, welche an den Pferden
wegen der Tiefe des
Narew nicht belassen werden konnte, durch den Narew gefahren und
schnell übergesetzt werden konnte.
Waldgefechte:
Hierin Polen sehr geschickt. Arbeiteten alt jeder Hinterlist. Sehr
gut getarnt. Artillerie u.schw.Waffen der Reiter-Regimenter selten
Wirkungsmögllchkeit.
Hier und da der Einsatz von Granatwerfern möglich. Spähtrupps
wurden in der Regel durchgelassen und erst die Masse des Regt. angeschossen.
Das Regiment ging zu Fuß bei Waldgefechten in der Regel mit 1-2
Schwadronen den Wald abstreifend, vor, während die anderen Teile des Rgt. wenn
nicht stärkerer Gegner
darin saß, zu Pferde folgten.
Bei Waldgefechten schwierig Angriffsziel und Anschluß, da Karten in
Bezug auf Wege nicht stimmten.
Auch bei Ortsgefechten verhielten sich die Polen insofern sehr
geschickt,als sie sehr gut getarnt waren. Hier brachten bei übersichtlichen
Gelände wenige Schuß der
Artillerie oder des K.G.Zuges Erfolg.
Gefecht bei Dunkelheit.
Das Regiment ging bei Nacht in besonderen durch Wälder, in denen
mit Feuer zu rechnen war, mit Teilen des Regiments zu Fuß vor soweit als möglich,
den Weg zu beiden
Seiten abstreifend. Die anderen Schwadronen folgten den Schützen zu
beiden Seiten der Pferde zu Fuß, jeder Zeit einsatzbereit. Dieses hat sich
bewährt.
Verbindung und Anschluß halten bei Gefechten bei Dunkelheit sehr
schwierig, hierdurch leicht Verluste durch eigene Leute.
Einsatz der Pioniere für den Angriff:
Der Einsatz des Pi-Zuges kommt im Angriff für Flußübergänge (nur
bei Stosstruppunternehmen) in Frage und hat sich hier gut bew&hrt.
Nachr.Zug der Reiter-Regimenter recht gut. Regimenter müßten aber
mehr Torn.Fu-Trupps b 1 haben,dieses gilt sowohl für die Aufklärung als wie für
Verbindung mit der
Brigade, wenn Fahrzeuge z.B. bei einen Flußübergang pp. nicht
gleich mitgenommen werden können.
Angesetzte Reiter-Spähtrupps ,im besonderen mit Torn.Fu-Trupp,
haben sehr gute, klare und schnelle Meldungen gebracht.
Pz.Spähtrupp hat sehr gut gearbeitet, nur leider sind Wagen sehr
oft nicht in Ordnung. Der Funkwagen des Pz.Sp.Trupps (altes Modell) kommt nicht
mit.
Ausbildungsstand:
Alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Rgt. haben
tapfer und draufgängerisch gekämpft, z.Teil waren sie schwer zu bremsen, wodurch,
besonders bei Jungen
Offz.,Verluste eintraten. Offiziere d.B. u.Uffz.d.B. haben sich
voll bewährt.
Zu b): Organisation:
Was für das Reiter-Regiment zu sagen ist, gilt wohl auch für den
Verband der gesamten Kav.Brig..
Gefechtskraft eines Reiter.Rgt., abgesessen etwa gleich einem
Bataillon, eine zu geringe Gefechtskraft.
Das Reiter-Regiment hat viel zu viel Gefechtsfahrzeuge und Trosse.
Die Kav.Brig. desgleichen. Die Kav.Brig. ist in der Kampfkraft — abgesessen —
nicht eine Brigade,
sondern ein Infanterie-Regiment.
Zu c) Bewaffnung der Kav. mit schw.Waffen:
Bewaffnung der Kav. mit schw.Waffen gut. 5.Schwd. der Reiter-Rgt.
aber zu unbeweglich, zu schwerfällig. Fahrzeuge und Zugpferde müssen mehr dem
Kaliber bei der
r.Art.Abt. entsprechen.
Mun.Fahrzeuge der Gran.W. sehr schwer. K.G.u.Gran.W. haben aber gut
geschossen.
Gesamte 5.Schwd. behindert auf schweren Sandwegen, wie das Regiment
sie viel erlebt hat, die Beweglichkeit der Reiter-Sohwadronen.
Die Verlastung des M.G.hat sich im allgemeinen bewährt. Bei dieser
Verlastung ist auf folgende Punkte zu achten und wird vorgeschlagen:
Das M.G.Packpferd muß ein langes,mittelgroßes Pferd sein.
Das M.G. müßte eine Umhüllung gegen Staub und Witterungseinflüße
haben. Es wird vorgeschlagen, entweder ein staubsicherer Bezug oder eine Art
Etui.
Es ist die Erfahrung gemacht worden, daß nach einem längeren Marsch
duroh Staub bei einem Einsatz kein M.G. schoß.
Gewicht und Gewichtsverteilung des M.G. und der Munition waren
zweckmäßig und gut.
Die Munitionskästen verbiegen sehr leicht. Der Verschluß ist sehr
schwach. Durch die verbogenen Kästen dringt der Staub und verschmutzt die
Munition sehr stark.
Die Maschinenpistole hat sich in den Gefechten nicht bewährt. Sie
ist nur als Spähtruppwaffe zu verwenden und da auch nur in unverstaubtem Zustand.
Die Magazine
sind für Staub und Schmutz sehr empfindlich und führen dann nicht
zu.
Im Gefecht wurde von den betr. Trägern der M.P. stets der Karabiner
vorgezogen.
Die Magazintaschen rissen gleich in den ersten Tagen durch. Der
größte Teil der Magazine ging dabei verloren.
Die Trageweise der M.P. hat sich ebenfalls nicht bewährt.
Die M.P. und die Magazintasche ist schwer und hat große
Scheuerungen am den Schultern der Reiter verursacht.
Die Belastung der Mun.Packpferde mit Munition ist nach Ansicht des
Rgt. zu stark. Das Rgt. hatte durch diese starke Belastung einen erheblichen
Ausfall an
gescheuerten u. gedrückten Pferden. Eine Belastung mit 4 Kästen und
den Dreibein wäre zweckmäßiger.
Die neue linke Packtasche hat sich gut bewährt. Sie ist groß gegug,
um das nötige Gepäck des Reiters aufzunehmen. Die rechte Packtasche hat sich
nicht bewährt,
weil sie zu rund ist und beim Reiten trotz des Halteriemens zum
Gurt hin-und herschlägt. Es wird auch hier eine viereckige Packtasche in
derselben Größe wie die linke
vorgeschlagen. Das Leder an den Taschenösen war bei allen
Packtaschen zu schwach. 75 Prozent aller Packtaschen rissen an dieser Stelle
durch.
Das Hintergepäck hat sich gut bewährt. Der verkürzte Futtersack
reicht für 1/3 und mehr Hafer der Tagesration aus.
Das Mitführen einer Mannschaftsdecke mit einer wasserdichten
Schutzhülle wird für erforderlich gehalten. Als Trageweise der Decke wird
vorgeschlagen, diese über den
Vorderzwiesel zu schnallen. Dadurch würde keine erhebliche
Mehrbelastung für das Pferd entstehen.
Handgranaten müssen eine Anhängevorrichtung für das Koppel haben.
Der Reiter kann sie sonst nur im Stiefelschaft mitführen.
Nachdem das Regiment einen Kampf mit Polen hatte,bei welchem die
Polen mit Eierhandgranaten warfen, war ein dringendes Verlangen von den Leuten,
auch Handgranaten
mitzuführen.
Zu d): Bewährung landsüblicher Fahrzeuge:
Wenn sie auch nicht viel fassen,sehr praktisch, da leicht und
beweglich. Bei den Sohwd. großer Wunsch nach ihnen.
Sehr bewährt haben sich die M.G.Züge bei den Reiter-Sohwadronen.Sie
wurden nur in direkten Schuß verwandt ,waren aber eine entscheidende Waffe, die
von den Polen
außerordentlich respektiert wurde.
Das Regiment ist der Ansicht, daß sich die Motorisierung der
St.Schwd. voll bewährt hat, alle modernen Fahrzeuge kamen auf tiefsten Sandwegen
durch, ein plötzlicher
und nicht vorher zu sehender Einsatz der Pi.Züge als Sperrtrupps
oder zum Flußübergang war nur so möglich.
Das Gleiche gilt für die Pak. Das Rgt. setzt sich bei einer
Umstellung des Rgt. für Beibehaltung der mot.St.Schwd. ein.
Zu e): Versorgung:
Mun.Nachschub war beim Rgt. in Ordnung,Rgt. verwandte vielfach
polnische Inf.Munition.
Der Abschub der Verwundeten war z.T. sehr schwierig, da Sankas
nicht geländegängig und auf den tiefen Sandwegen nicht durchkamen.
wDie Verwundeten mußten oft unter Zurücklassung einer stärkeren
Bedeckung an Ort und Stelle zurückgelassen werden, da auch das Requirieren von
landesüblichen Fahrzeugen
in den verlassenen Ortschaften nicht mehr möglich war.
Feldpost hat in den ersten Tagen garnicht geklappt.
Ausgezeichnete und immer bei Zeiten herangebrachte Verpflegung wird
besonders erwähnt.
Die Versorgung der Pferde aus dem Lande , Hafer dreschen, wozu oft
Kilometer gefahren werden müssen,auoh nur möglich, weil Reiter-Rgt. eine
mot.Einheit hat.
Pferde hatten mehrere Tage unter Wassermangel oder schlechtem
Wasser zu leiden, was Pferde herunterbrachte.
Reiter - Regiment 2
Fw.Przytoka den 4. Oktober 39
Abt. Ia.
Bezug: l.K.B. vom 3.10.39.
Betr.: Erfahrungsbericht.
An die
3.Kavallerie - Brigade
J a n o w
a) Führung und Ausbildung
1.) Bei allen Angriffen, Gegner hatte meist nur Schützenmulden oder
Schützenlöcher, bewährte sich der Grundsatz der Schwerpunktbildung. Der
Schwerpunkt wurde dort
mit Feuer in den Feind gelegt, wo
a) das Gelände der berittenen Annäherung oder dem nahen
Heranschieben der Bereitstellung günstig war und b) der Einbruch den Feind bald
seiner für ihn günstigen
Beobachtung beraubte oder aus
taktisch für ihn ungünstiger Richtung traf.
Der Gegner versäumte oft die
gründliche Sicherung von Front und Flügel, dies ermöglichte bei Karwacz rasche
Schwerpunktbildung durch dicht vor einem Feindflügel
beritten vorgeworfene Schwd. und
schwere Waffen.
Durch zu frühes Feuern gelang oft
richtiges Abschätzen der ungefähren Stärke sowie der Lage der feindlichen
Stellung und Feuerstellung seiner M.G.
2.) Aufklärung und Gefechtsvorposten gehören vor den Abschnitt. Der
Verstoß gegen diesen Grundsatz durch den Verteidiger des Narew ostw. Brzuze sdl.
Rozan ermöglichte
eingehende Erkundung, Annäherung und Bereitstellung.
Gegenüber überhöhendem Feindufer ist die Besetzung des
tieferen jenseitigen Uferrandes durch, den Verteidiger nicht nur wertlos,
sondern führt bei überraschendem
Vorstoß des Angreifers zur Verwirrung und maskiert das
Feuer rückwärtiger Teile der Stellung. Die H.K.L. ist in solchen Fällen bis in
die nächste Deckung
zurückzuziehen, das niedere Ufergelände durch
flankierendes Feuer zu sichern.
Wahl der Angriffsstelle durch den Angreifer wurde
erfolgreich bestimmt durch Umrahmung des über den Fluß anzugreifenden Streifens
durch Dorf, Busch, und Baumbestand,
so daß ein Einblick aus Nachbarabschnitten der
Verteidigung in den Angriffsstreifen schlecht möglich war.
Die Gliederung des Angriffs war schmal und tief
keilförmig. Sie bewährte sich voll zur Abwehr des Eingreifens nicht angefaßter
benachbarter Teile des Feindes.
Das Angriffsziel, die Mitte eines zu schaffenden
Brückenkopfes konnte infolge der tiefen Gliederung trotz geringer Gesamtstärke
des Angreifers weit gesteckt werden.
Abriegelungsfeuer der Artillerie auf den Flanken des
Angriffs bewährte sich sehr gut.
3.) Bei Waldgefechten bewährt sich striktes Zusammenhalten der Kräfte im
Angriff bei tiefer Gliederung.
4.) Brennende Ortschaften (Zulin und Grygrow) verrät und Richtung des
feindlichen Einbruchs bei Dunkelheit und ermöglichte so raschen flankierenden
Ansatz zahlenmäßig
unterlegenen zu erfolgreichen Gegenstoß.
Der dem Einbruch unmittelbar und flankierend folgende
Gegenstoß bewährte seine Wirkung.
Brennende Schober und Ortschaften erlaubten in anderen
Fällen trotz dunkeler Nacht die Beobachtung von Truppenbewegungen auf mehrere
Kilometer Entfernung.
Nächtliche Angriffe zeigten im allgemeinen geringen
Erfolg. Hervorragend bewährt sich bei ihrer Abwehr die LS—Munition.
5.) Die Granatwerfer bewährten sich gut; so auch der Grundsatz ihrer
Unterstellung unter die Schwd. und die Zusammenarbeit dicht hinter der vorderen
Linie mit dieser.
Das kleine Schanzzeug ist unzureichend, um derartige
Waffen in Bereitstellung usw. rasch einzugraben. Es genügt auch nicht für den
einzelnen Schützen.
Die s.M.G.34 leisten gute Dienste. Die Ausbildung der
einzelnen Züge der Schwd. zeigte sich ungleich. Dazu ist Zusammenfassung
notwendig, dagegen taktisch häufig
Unterstellung unter Schwd. Oft hat das Regiment
andererseits den Schwd. s.M.G.-Züge zu seiner Verwendung abnehmen müssen.
Da fdl.Artl. gering, war Einsatz der s.M.G. zu
indirektem Verfahren seltener als in offener Feuerstellung.
Die K.G. bewährten sich als die Waffe des Rgts.-Kdrs.
zur Bildung des Schwerpunktes und bleiben in seiner Hand. Die Zahl der Rohre
fällt für die Wirkung sehr ins
Gewicht, sofern genügend Munition vorhanden ist.
6.) Der vorgeschobene Beobachter bei der Vorhut hat sich vorzüglich
bewährt, die Feuerbereitschaft ist dadurch erheblich beschleunigt. Die
Biegsamkeit der Geschoßbahn
genügte für alle Aufgaben. Enge Verbindung zwischen
Führer und seiner Artillerie unerläßlich. Beide Gefechtsstände beim Gefecht der
Kavallerie weit vorne und zusammen.
Die Breite von „Sicherungsabschnitten” ist von dem
Wirkungsbereich dem Rgt. unterstellter Artillerie abhängig zu machen.
Marschgeschwindigkeit: Artillerie kann auf
Sandwegen bei bisherigem Gewicht der berittenen
Einheiten bereits im Schritt nicht folgen.
7.) Pi.-Zug brachte bei Narewübergang seine Floßsäcke über mehrere 100
Meter im Sturmlauf vor. Floßsäcke sehr gut bewährt.
Bei breiter Gefechtsführung, wie häufig bei Kav.,
Pi.-Zug als mot.Reserve bei Einbruchstelle im Angriff bewährt.
8.) Rgts.Nachr.Zug in seiner Zusammensetzung und Ausstattung im
Fernsprechdienst, Ausbildung im Funkdienet zuverlässig bewährt. Fu.Tr.ber. hat
techn. Mängel, Siehe d)
Funkverbindung zur Regelung einzelner "Sprünge”
paralleler Kolonnen im Vormarsch auf Makow bewährte sich nicht, da für
verschlüsselte Sprüche für Meldung vom
Erreichen des Sprunges und Befehl zum Weitermarsch so
viel Zeit verloren geht, daß die Infanterie Schritt halten kann. Hier Flieger
einsetzen. (Fieseler Storch)
9.) Die beste Unterstützung, Vernichtung der fdl. Luftwaffe, wird voll
anerkannt, dennoch vermißte das Rgt. die unmittelbare Zusammenarbeit zwischen
Aufkl.Flugzeug
und Kav. auf dem Gef. Felde. Fdl. Kräfte verfügten über
diese Zusammenarbeit bei Karwa und Gostkowo Golani. an beiden Gefechtstagen
schoß der Aufkl.Flieger das
vorreitende Rgt. anfliegend Leuchtkugeln ab. Die
Wirkung zeigte sich bei Gostkowo bald durch fdl.Artl.Feuer.
10.) Fu.Trupps, außer erwähnten Mängeln
ersparen Melder und Spähtrupps und bewährten sich hierbei. Gute Ausbildung dabei
maßgebend. Gegenstelle zu klobig. Erleichterung
des gesamten Gerätes muß angestrebt werden. Spähtrupps
bedürfen einer gewissen Kampfkraft. Das l.M.G. als Feuerschutz ist ihm oft sehr
dienlich gewesen. Beim Vormarsch
sind 2 Stunden Vorsprung für ber. Spähtrupps das
mindeste, dann nur sehr beschränkte Ergebnisse 4 - 5 km vor der Front zu
erwarten. Sehr vorteilhaft stehende Spähtrupps
mit Funktrupp. Die Funktrupps dadurch sehr häufig zum
Einsatz kamen, dort bestes Pferdematerial und Erleichterung des Geräts sowie
Vermehrung der Trupps an sich notwendig.
Durch Pz.Spähtr. werden Pferdekräfte für die
Verdichtung der Aufklärung geschont, bis Fehlen geeigneter Straßen und Wege zur
berittenen Aufklärung zwingt. Pz.Sp.Trupps
sehen nur was unmittelbar an ihrem Wege. Hinter ihnen
oft Ortschaften besetzt durch ber.Spähtr. festgestellt, durch Feind, der sich
vor Pz.Spähtr. verkroch. Beim Räumen
von Ortschaften daher sehr gut bewährte Zusammenarbeit
von ber.und Pz.Sp.Tr. dazu Treffpunkt beider Sorten durch Funk- oder vorherigen
Befehl! aufeinander abgestimmt.
Hierbei Erfolg gegen zahlenmäßig überlegenen Gegner.
Zwingt Gelände und Straßenmängel oder die Nacht zum Verzicht auf Verwendung der
Pz.Sp.Tr., so ist es kein Grund den
Pz.Sp.Tr. der Kavallerie zu nehmen. Sobald das
unwegsame Gelände erkämpft und durchschritten, konnte Pz.Sp.Tr. auf Umwegen
heran, oft auch währenddessen Aufklärung in
Flanke usw. vornehmen.
Bei gef.Aufklärung durch Pz.Sp.Tr. für Aufgaben "am
kurzen Zügel” oft hervorragend bewährt,um Unterlagen für raschen takt. Einsatz
der Schwd. zu bringen, da schneller
als ber. Aufklärung und ungefährdeter bei Feststellen
fdl. Besetzung, Flügel, Zurückgehen und dergl.
11.) Offz.des Beurlaubtenstandes genügten voll
den Anforderungen dieses Feldzuges. Res.Uffz. im allgemeinen, besonders gut beim
Nachr.Zug, da vom Regiment vor kurzem
entlassen.
Abschluß zu a)
Der Mangel, daß das Regiment seit Jahren bei größeren Übungen immer nur auf
Wegen und Straßen Entfaltungen übt (der Übungsplatz ist kein „Gelände”) weil
der"Flurschaden”
dazu zwingt, selbst Klee unter Stoppel etc.) macchte sich fühlbar in der
Ausnutzung des ber. Vorgehens im Gelände! Da hier eine große Schwierigkeit für
den Führer von
Kav.Einheiten überhaupt liegt, muß dies auch bei großen Truppenübungen erreicht
werden können und zwar über lange Strecken.
Die Pferde müssen zum Marsch im Sand und langem Marsch über Feld, wechselndem
Boden ausgebildet sein.
Schießausbildung: Der Karab. ist für die Kav.
eine wichtige Waffe. Schießausbildung damit sehr zu pflegen. Die Säbelausbildung
hat sich nicht bewährt. Es wurde nur ein
Säbelhieb im ganzen Rgt. angewandt und zwar gegen einen angreifenden Gefangenen.
b)
Einführung der 16.Gruppe erwies sich als wieder erforderlich.
Ein mot. Pz.Abw.Zug ist neben bespanntem Pak-Zug erforderlich.
Pi.-Zug bespannt, kann nach nachträglichen Berechnungen nie rechtzeitig
eintreffen, nicht das notwendige Gerät mitführen, entfernte Beitreibungen nicht
ausführen.
Fällt als Kampfreserve aus. Pz.Sp.Tr. muß der Gliederung des Rgts. verbleiben
und dürfte in keinem Gefecht fehlen.
Die große Breite bei entfaltetem ber. Vorgehen zwingt zum Verbindung halten
durch mot.Teile oder wenn Gelänge dies nicht erlaubt, muß auf breite
Kampfesweise und
Entfaltung verzichtet werden. Für den Stab eines R.R. zur raschen Gef.Aufklärung
innerhalb der eigenen Truppe und zum Verbindunghalten leichtes Raupenfahrzeug
erforderlich, erwünscht je Rgt. 2 schwere geländegängige Inf.Gesch.
Pi.-Zug Motorisierung voll bewährt. Ein besp. Pi.-Zug hätte nach Ableistung von
40 Stunden Übersetzdienst am Narew das Rgt. erst nach Tagen wieder erreicht.
c)
M.P.38 sehr gut. Magazin verschmutzt leicht.
Feder häufig lahm. Tragetaschen unbrauchbar.
M.G.34 gut, aber zu empfindlich. Hemmungen auch
bei leichten Verschmutzungen. Der von M.G.Schützen mitgeführte Ölbehälter zu
klein.
Kav.Geschütze müssen mit Gummibereifung
versehen werden. Die Fahrzeuge zur Verlastung der Granatwerfer müssen gefedert
werden,
Eine Reihe von Spezialerfahrungen bedingen Änderungen von Waffen und Fahrzeugen.
Pz.Sp.Tr. benötigt einen Wagen mit panzerbrechender Waffe.
Kfz.14 (Fu.Kw.ist nicht geländegängig genug.
Gef.Kw. (Kanisterwagen für Betriebsstoff) überflüssig.
Pak: Beim Beschuß eines poln. liegengebliebenen
Staßenpanzers (Panzerung 8 mm) glatter Durchschuß im Turm und in der Panzerung
des Motors. Detonation im Inneren
des Wagens.
Landesübl.Fahrzeuge bewähren sich nicht.
Gummibereifte Fahrzeuge im Sande gut.
Feldküchen zu schwach im Unterbau (zweimal Achsenbrüche). Ersatz für Räder nicht
vorhanden.
Jedes 2.Fahrzeug muß mit Ersatzteilen (Räder, Deichsel, Achsen) ausgestattet
sein. Zuviel Räder verschiedener Normung bei den einzelnen Fahrzeugen.
1.K.K. benötigt noch je 1 Fahrzeug für K.G.- und Werfergranaten und 1 Fahrzeug
für Verpflegung, das zum V.I abgestellt werden kann.
Je Troß wird 1 M.G. benötigt, da oft zum Kampf gezwungen. Eigener
gel.Krankenkraftwagen wird benötigt. Abschub von Verwundeten konnte z.T. erst
nach 7 Stunden erfolgen.
Waffenm.Wagen gel.(mot). Notwendig mitführen einer Schweißanlage.
Kfz. 2/2 einziger Wagen, der dem Rgt. in jedes
Gelände folgen konnte.
Kfz. 15 für alle mot. Teile an Stelle des
Kfz.12.
Mot.Fahrzeuge müßten bei Verwendung im Osten Allradantrieb haben.
Kräder mit Ausnahme des Kleinkraftrades haben sich nur bedingt bewährt und wären
bei Kav.Einheiten auf das Mindestmaß zu beschränken.
Betriebsstoffversorgung war gut. Tankstelle muß Abschmierfette, destilliertes
Wasser und Reinigungsmittel mitführen.
Kw.Werkstattzug muß mit Ersatzteillagern für gebräuchliche Typen ausgestattet
sein. Zu wenig Motorenschlosser.
Zwei mot.Fernsprechtrupps zu wenig. Berittene Anschlußtrupps überflüssig. Alle
Verbindungen selbst auf dem Gef.Felde, erfolgte durch mot. Trupps, da leichtes
Feldkabel
nicht betriebssicher. Es fehlt den Trupps zum Bau ein 5.Mann. Fernsprechbetrieb
auch auf Einfachleitungen gut.
Bespannte Gegenfunkstelle zum Pz.Sp.Tr. ist erforderlich. Bisherige
mot.Gegenstelle zu wenig geländegängig. Die Anodenbatterie der ber.Torn.Fu.Tr.
sind zu lose gelagert,
da durch Brüche der Verbindungsschnüre und Lösen der Einschiebebleche.
Funknachtbetrieb über 15 km meist nicht möglich.
Das Kopfeisen beim Packsattel 33 ist zu breit, der Sattel läßt sich nicht
verpassen.
Die Pi.-Fahrzeuge sind wieder mit Gerätekasten auszurüsten; Gerät dadurch
schneller ablastbar und vor Witterungseinflüssen geschützt. Schotteneinteilung
bei Floßssäcken
gut bewährt. Ein Floßsack mit 2 Durchschüssen konnte nach behelfsmäßigem
Abdichten weiter zum Übersetzen verwandt werden. Ein größerer Satz langer Nägel
muß beim Zuge
vorhanden sein. Beitreiben oft nicht möglich. Marschgepäck am Pferde zu klein.
Vom Mann nie gebraucht. Befestigungsart zu lose, daher zu rasch abgenutzt und
verbraucht.
Munition klappert in den Kästen am Pferde.
Mannschaftsdecken sind zu jeder Jahreszeit mitzuführen.
Abschub von Gefangenen und Internierten belastet kämpfende Truppe sehr, da keine
Transportmittel zur Verfügung stehen. Bei der breiten Kampfweise der Kav. sind
gegen
den Zivilverkehr durch die Linien scharfe Maßnahmen notwendig. Abweisung oft nur
durch Feuer möglich.
Der Mangel an Karten machte sich sehr störend bemerkbar, da oft keine Zeit war
zum Anfertigen von Wegeskizzen.
Die Feldpost brauchte aus Richtung Front zur Heimat fast 14 Tage keine
Verbindung.
Der Nachschub für ausgefallenes Gerät und Ausrüstung dauert zu lange.
Verpflegungs- und Kraftstoffnachschub war gut.
Reitende Artillerieabteilung 1
Abt.Gef.St.Pelozanka, den 4.10.39
Abt.Ia_Nr.455/39 g.
Bezug: l.K.B. Abt. Ia V. 3.10.39.
Betr.: Erfahrungsbericht über den Feldzug in
Polen.
An die
1.Kavallerie - Brigade.
Erfahrungen der Reit. Art.Abt., aus dem Feldzuge in Polen.
Zu 1 a und b) Führung, Ausbildung. Organisation.
Der Artillerie der Kavallerie-Brigade in ihrer jetzigen Gliederung fehlt eine
l.mot.Battr. für Zusammenarbeit mit der Radf.Abt. Die Verwendung einer
reitenden Batterie für diese Aufgabe kann mit Rücksicht auf die
Verschiedenartigkeit des Bewegungstempos und wegen der hierdurch bedingten
übermäßigen
Beanspruchung einer reitenden Batterie nur als Notbehelf angesehen werden. Zudem
führt die jetzige Ausstattung der Kavallerie-Brigade mit nur 3 Batterien
leicht dazu, daß die 3 Batterien gleichmäßig auf die beiden Reiter-Regimenter
und die Radf.Abt. verteilt werden und es nicht zu der notwendigen
artilleristischen Schwerpunktsbildung kommt. Die Verstärkung durch eine weitere
Batterie würde auch einen überschlagenden Einsatz der Artillerie vermehrt
ermöglichen,
wodurch bei den schnellen Gefechtsbewegungen das dauernde nahe Heranhalten und
die ständige Feuerbereitschaft der Artillerie erhöht und andererseits eine
Überbeanspruchung
der reitenden Batterien vermieden wird.(Für die Artillerie einer Inf.Div. ist es
leicht, durch kurze Trabbewegungen immer wieder nach vorne Anschluß zu bekommen,
da sich
die Infanterie immer nur im Schritt weiterbewegt.)
Der schnelle wechselvolle Ablauf des Kavalleriegefechtes erfordert eine
besonders große Beweglichkeit der Artilleriebeobachter (siehe hierzu auch zu
Ziff.1c und d Bewaffnung
und Ausstattung). Das Feststellen der vorderen Linie wird bei Gefechten in der
Dunkelhaft und bei Wald- und Ortsgefechten für den Artilleristen häufig dadurch
erschwert,
daß das Leuchtzeichen "hier sind wir” nicht nur von den vordersten, sondern von
weiter rückwärts folgenden Teilen gegeben wird(z.B. beim Erscheinen eigener
Flieger, um sich
als eigene Truppe kenntlich zu machen). Bei Nacht werden die hierfür z.Zt.
bestimmten weißen Leuchtzeichen häufig auch deshalb abgeschossen, um das Gelände
abzuleuchten.
Dies trat z.B. besonders am 10.9.39 beim Gefecht von Huta Gruszczyno in
Erscheinung, bei dem Teile der Kavallerie-Brigade, der Panzer-Division Kampf und
die Polen durcheinander gewürfelt waren und im ganzen Kampfgelände (auch von
Polen) weiße Leuchtzeichen abgeschossen wurden. Da zudem die Unterschiede bei
andersfarbigen (nicht weißen) Leuchtzeichen
i.a. leichter zu erkennen sind, erscheint es zweckmäßig, weißen Leuchtzeichen
keine besondere Bedeutung zu geben (grün, rot und gelb für „hier sind wir", „Artilleriefeuer
vorverlegen” und "Feind greift an”)und weiterhin zu bestimmen, daß diese
Leuchtzeichen nur von den vordersten Teilen gegeben werden dürfen.
Das Funksprechgerät hat in der Zeit von Beginn der Dämmerung bis zum frühen
Morgen wegen atmosphärischer Störungen meistens versagt. Während des Tages hat
es für die erste
schnelle Verbindung i.a. gute Dienste geleistet (besonders für vorgeschobene
Beobachter). Das zuverlässigere und bessere Verbindungsmittel ist der
Fernsprecher geblieben. Fernsprechverbindungen müssen deshalb - wenn die Zeit es
irgendwie erlaubt - gestreckt werden. Z.Zt. besteht der Eindruck, daß die Truppe
sich allzusehr auf das Funktionieren
der Funksprechverbindung verläßt (zumal sie weniger Arbeit beansprucht) und das
saubere, sorgfältige Verlegen der Fernsprechleitungen etwas vernachlässigt wird.
Die
Abteilung spricht sich deshalb dafür aus, der Ausbildung im Fernsprechdienst
wieder größeren Wert beizulegen, ohne dass deshalb die jetzige Ausstattung der
Reit.Art.Abt. mit Funkgeräten (welche eine notwendige Ergänzung bildet)
verkleinert wird.
Die 1938 befohlenen Änderungen für die Zusammensetzung und Ausstattung der
Reitenden Artillerie haben sich voll bewährt. Das ständige Bestreben, die
Gesamtstärke der
Reit.Art.Abt. herabzusetzen, ohne ihre Verwendungsfähigkeit und Gefechtskraft zu
mindern, hat zu den unter Ziff. 1 c und d) angegebenen Vorschlägen für Wegfall
von Fahrzeugen
usw. geführt.
Der Gepäcktross der Reitenden Artillerie (5 Fahrzeuge mit Handwerkern,
Waffenmeistergerät usw.) kann beim Kavallerie-Verband nicht geschlossen mit
allen Gepäcktrossen hinten
folgen; er muß für die Reitende Artillerie - wie es von der Brigade bafohlen ist
- mit der L.A.K. marschieren. Dann wenn nicht daauernd repariert und gearbeitet
wird, sind
die durch die Marschleistungen notwendig werdenden vielen
Instandsetzungsarbeiten nicht zu leisten.
Zu 1c und d) Bewaffnung und Ausstattung.
Die Umbewaffnung der Reitenden Artillerie mit der neuen F.K.18 ist eine
unaufschiebbare Notwendigkeit. Das Material der F.K.16 zeigte völlige
Ermüdungserscheinungen
(Ausschlagen von Lagern, Risse in den meisten Oberlafetten, Veränderungen des
Achssturzes usw.); zudem beansprucht die F.K.16 für den Marsch auf den Wegen des
Ostens und
für das Vorgehen querbeet eine zu große Zugleistung und erledigt die besten
Gespanne, auch wenn sie dauernd ausgewechselt werden.
Ausstattung jedes Battr.-Trupps mit 2 Maschinenpistolen, da sich die Beobachter
- besonders die vorgeschobenen - bei der beweglichen Gefechtsführung des
Kavallerie-Verbandas
häufig selbst sichern müssen und bei Vorgehen auf die für die Beobachtung
benötigten Ubersichtspunkte oft unvermutet auf Feind stossen (Flügelbatterien
bei Übergang über den
Narew am 6.9.39 und in verschiedenen anderen Gefechten). Außerdem Ausstattung
jedes Battr.-Trupps mit einem kleinen, zweirädrigen, gummibereiften,
einspännigen Karren, auf
welchem das Funksprechgerät und der Funker ganz tief mit ausgestreckten Beinen
vor seiner
in Betrieb befindlichen Gerät sitzend) untergebracht sind. Denn der Art.-Beobachter
muß beim Gefecht des Kav.-Verbandes (besonders beim schnell fortschreitenden
Angriff)
dauernd seinen Standpunkt wechseln können, um die beste Beobachtungsmöglichkeit
zu bekommen. Hierfür dauert es zu lange, wenn das Funkgerät jedesmal auf dem
Packpferd
verlastet, abgenommen und wieder aufgebaut wird. (Die beiden Kästen des Geräts
wiegen zusammen ca. 60 Pfund) längeres Tragen ist deshalb nicht angebracht und
dauert zu
lange.) z.Zt. werden für diesen Zweck die kleinen, erbeuteten Polenkarren
behelfsmäßig ausgenutzt.
Am M.G.-Wagen (If.5) ist das Gestänge der Abprotzvorrichtung zu schwach. Es
verbiegt sich leicht und macht dann ein schnelles Abprotzen unmöglich.
Ebenso ist beim l.Fernsprechwagen (Nf.2) die Federung zu schwach und bricht zu
leicht.
Der Hf.2 (schwerer Feldwagen) ist - wie sich schon im letzten Kriege gezeigt
hatte - für die Reitende Artillerie völlig unbrauchbar, da er - auch bei bester
Bespannung und verhältnismäßig geringer Beladung - nicht mitzubekomnen ist. Dies
zeigte sich wieder bei den wenigen, Jetzt noch bei der Reitenden
Artillerieabteilung vorhandenen derartigen Fahrzeugen (in diesem Sommer hat die
Reitende Artillerieabteilung 25 Stahlfeldwagen (If.7/11) als Gefechts- und
Fahnenschmiedewagen, sowie als Munitionswagen für die L.A.K. erhalten). Ebenso
hat der Hf.l (l.Feldwagen) weiterhin durchaus nicht befriedigt, da die von ihm
beanspruchte Zugkraft (besonders auf tiefen Wegen und im Gelände) in einem
allzu ungünstigen Verhältnis zu der tatsächlichen Nutzlast (ca. 12 Ctr.) und zu
der Größe des Laderaums steht.
Dagegen haben sich die Stahlfeldwagen (If.7/11) durchaus bewährt. Sie können
auch bei den großen Marschleistungen der Kav.-Verbandes mit einer Nutzlast von
25 Ctr.
(6 spannig gefahren) durchaus Schritt halten. Als Mangel hat sich bei ihnen
lediglich herausgestellt, daß ihre Deichseln und Deichselträger für die Wege des
Ostens erheblich zu schwach sind und durchweg brechen.
Auf Grund der guten Bewährung der Stahlfeldwagen (If.7/11) wird weiterhin
vorgeschlagen, die 2.Mun.-Staffeln der Batterien mit diesen Fahrzeugen
auszustatten. Da auf jedem Stahlfeldwagen 108 Sohuß (auf jedem 6 spännig
gefahrenen Mun.-Wagen 96 n.A. nur 52 Schuß) untergebracht werden können, werden
hierdurch bei jeder Batterie 1 Zugführer, 8 Mun.Kanoniere, 6 Gespannreiter, 9
Reit-, 12 Zugpferde und 2 Fahrzeuge eingespart. Die 2.Mun.Staffeln als solche
müssen aber als notwendiges Zwischenglied zwischen
Gefeohtsbatterie und L.A.K. in einer Stärke von 1 Führer, 8 berittenen
Mun.Kanonieren,
6 Gespannreitern, 9 Reit-, 12 Zugpferden und 2 Stahlfeldwagen bestehen bleiben
und wie bisher - in der Abteilung zusammengefaßt - der vorderen Truppe folgen.
Auch bei der I.A.K. kann ein Mun.Wagen (Stahlfeldwagen) dadurch eingespart
werden, daß die allzu reichlich erscheinende Ausstattung mit Zusatzkartuschen um
etwa 75 Stück
vermindert wird.
Der Gefeehtstroß des Abt.Stabes und jeder reitenden Batterie muß um 1
Vorratswagen (Stahlfeldwagen) verstärkt
werden. Er wird beim Abt.Stab für die Unterbringung der umfangreichen
San.Ausrüstung und des Gasschutzvorrates, bei der Batterie für Mitnahme von 4
Vorratsrädern für Protzen
und Lafetten sowie für Unterbringung des z.Zt. erheblich zu geringen Vorrats an
Geeschirren, Ausrüstung und Bekleidung benötigt. Weiterhin wird vorgeschlagen,
den Feldküchen Ballonbereifung zu geben, da bei den Erschütterungen durch die
schnellen Marschbewegungen das Feuer(insbesondere Holzfeuer) durch die Rosten
fällt und ausgeht. Bei einer reichlichen Verpflegung reicht die große Feldküohe
nur für 175,
die kleine Feldküohe nur für 110 Mann aus. Insbesondere sind auch die
Kaffeekessel nicht groß genug (unabgekochtes Wasser darf der Mann im Ostkriag
nicht trinken)
Als V.Troß I sind z.Zt. für jede reitende Batterie 3 Hf.l, für Abt.Stab und L.A.
K. je 1 Hf.1 festgelegt. Diese leichten Feldwagen reichen für die Unterbringung
der 2tägigen Marschverpflegung für die reitende Batterie notdürftig,für den
Abt.Stab und die L.A.K. bei weitem nicht aus. Vorgeschlagen wird, für die
Batterie 2, für den Abt.Stab und
die L.A.K. zusammen 3 Stahlfeldwagen anzusetzen und damit 2 Fahrzeuge
einzusparen.
Für sämtliche Fahrzeuge der Reitenden Artillerie (außer für M.G.-Wagen) ist eine
6 spännige Anspannung erforderlich
Aus der zu dünnen Gasplanschutzhülle reißen die Schlaufen schnell aus.
Die polnischen Zeltbahnen sind d.E. zweckmäßiger als die deutschen. 2 von ihnen
genügen, um ein Zelt für 4 Mann zu bauen; auch zum Umhängen sind sie d.E.
erheblich
praktischer. Der kürzlich befohlene Wegfall der Sättel auf den Handpferden,
welcher seit Jahren beantragt ist, wird besonders begrüßt. Die Truppe läßt diese
Sättel
vielfach schon jetzt behelfsmäßig weg.
Ausstattung mit Mannschaftsdecken ist im Sommer nicht erforderlich. Für die
Mitführung der in der kalten Jahreshälfte erforderlichen Decken werden ebenfalls
die
vorstehend beantragten weiteren Vorratswagen benötigt.
Zu 1 e) Versorgung.
Die Organisation des Mun.-Nachschubes hat sich bewährt.
Der Verwundetenabschub vom Gefechtsfeld klappt, wenn der Truppe ein Sanitäts-Kw.
ständig zugeteilt ist (wie bei Kavallerie-Brigade geregelt). Werden die
Fahrzeuge von
der San.-Komp, erst auf Anfordern vorgeschickt, so kommen sie zu spät oder
überhaupt nicht an. Erwünscht ist, daß die Sanitäts-Kw. Vierradantrieb und damit
besser
Geländegängigkeit erhalten.
Der Nachschub kranker marschunfähiger usw. Pferde ist auf große Schwierigkeiten
gestoßen. Die Vetr.-Komp., welche gleichzeitig 2 Aufgaben erfüllen soll (Abtransport
und Behandlung) wird d.E. infolge der doppelten Aufgabenstellung keiner der
beiden Aufgaben voll gerecht, da sie für eine lazarettmäßige Behandlung nicht
genügend lange
an einem Orte bleiben kann und durch das Mitmarschieren mit der Kavallerie-Brigade
einen Teil ihrer Pferdetransportwagen für die Beförderung ihrer zahlreichen
Mannschaften
benötigt. So hat die Reitende Artillerieabteilung noch keines ihrer an die
Vetr.Komp. seit Kriegsbeginn abgegebenen ca. 35 Pferde zurückerhalten und wird
damit auch nicht
mehr rechnen können, die Pferde an das unerreichbar entfernt liegende
Armeepferdelazarett abgegeben sind. Vorgeschlagen wird eine völlige Teilung der
beiden Aufgaben auf
zwei verschiedene Einheiten, von denen die eine den Abtransport, die andere die
lazarettmäßige Behandlung für schnell zu heilende Erkrankungen übernimmt.
Hierbei erscheint
es - entsprechend der Regelung für Verwundetenabschub - zweckmäßig, wenn jedem
Truppenteil ein Pferdetransportwagen ständig zugeteilt wird, welcher die nicht
marschfähigen
Pferde zur Pferdekrankensammelstelle zusammenfährt. Von dort Weitertransport zur
lazarettmäßigen Behandlung durch die übrigen Pferdetransportwagen.
Für das _Zurückbringen von Gefangenen zu rückwärtigen Stellen kann die
Gefechtstruppe keine Begleitkommandos freimachen.
Nachrichten-Kompanie (tmot)
Janow, 4.1o.39
Kav.Brig. 3./1
Betr.: Erfahrungsbericht an 1. Kavallerie-Brigade.
1.) Organisation:
Die Ausstattung der Kompanie mit Fernsprech- und Funkgerät
wird als ausreichend angesehen. Zweckmäßiger ist die Ausstattung des 1. Zuges
mit 3 kl. Fe.Trupps b (mot)
(bisher 2) und 3 gr.Fe.Tr.b(mot), damit je ein kleiner und
ein großer Fe.-Trupp als Baueinheit gekoppelt werden können.
Die Fernsprechtrupps (ber.) des 4.Zuges können nicht voll
ausgenutzt werden. Ein Bau vom Pferde dauert länger als ein Bau zu Fuß, außerdem
wird ein ber. Fernsprecher
als Pferdehalter für den Abbinder benötigt, der nicht
gleichzeitig sein Pferd halten und abbinden kann. Vorgeschlagen wird, entweder
den 5. Fernsprecher anstatt mit
einem Pferd mit einem Fahrrad auszustatten oder den Zug mit
leichten gelandegängigen Zugkw. (wie Versuchsfahrzeuge N.1) auszurüsten.
Die Kompanie verfügt über keine leichte Nachrichten-Kolonne.
Nachschub an Nachrichten-Gerät daher oft schwierig und langsam.
2.) Gerät:
Das schwere Feldkabel hat sich gut bewährt, auch bei längerem
Liegen im Wasser.
Im kleinen Fernsprechtrupp b(mot) fehlt ein zweites Paar
Steigeisen, ein Stationskasten, eine Stationsuhr, ein Handapparat für Amtszusatz.
Jeder Trupp benötigt einen Satz Anschaltgerät für FF-Kabel.
Alle Funkgeräte haben sich bis auf untenstehende Mängel trotz vielfach
behelfsmäßigen Einbaus in m.Lkws.
bewährt. Die volle Leistungsfähigkeit des 30 W.-Geräts ist
Mangels Vorhandensein der richtigen zuständigen Antenne nicht erprobt. Die Kw.-Batterie
(12 V) ist als
alleinige Stromquelle nicht ausreichend. Der vorgesehene
Maschinensatz ist nicht geliefert worden.
Die Tornisterempfänger b sind z.T. ohne Zubehörtornister
geliefert worden.
Die Einheitslaterne hat sich nicht bewährt. Die Düse
verstopft sehr leicht (Explosionsgefahr!) Abdichtung ist nicht in Ordnung. Lampe
schlägt leicht durch. Brenndauer
ist zu gering, Helligkeit unzureichend.
Die in der Frontplatte des 100 Watt-Senders LS 100/l08
befindlichen Löcher für die Ventilation zur Kühlung der Röhren sind zu
grobmaschig, so daß Insekten, durch den
Lichtschein angelockt, in das Innere fliegen und dort leicht
Kurzschluß verursachen können z.B. zwischen den Platten des
Neutralisationskondensators. Diese Kurzschlüsse
hatten häufig den Betriebsausfall des betr. Senders zur Folge.
Die Ein- und Ausschalter der Ladetafel C sind zu schwach
ausgeführt. Die Schulter oxydieren von der Hitze des Widerstandes so sehr, daß
eine sichere Kontaktgabe nicht
möglich war. Die Sicherungschalter sind zu schwach ausgeführt
und brechen. Dadurch fielen zeitweilig die Ladetafeln C aus.
Die Sammler 2,4 N.E. 2o, die anstelle der Sammler 2 B 38
ausgegeben wurden, haben eine zu hohe Spannung. Der Röhrenverschleiß vergrößerte
sich durch die Überheizung der
Röhren. Die Kompanie bedarf eines
Nachrichten-Geräteinstandsetzungstrupps, da infolge Nichtvorhandenseins einer
leichten Nachrichtenkolonne die entsprechenden
Spezialwerkzeuge und Ersatzteile fehlten.
3.) Fahrzeuge:
Das Kfz.15 alter Art (Hinterradantrieb) auf festen Straßen
gut, im Gelände bei sandigen oder sumpfigen Wegen nicht gelandegängig.
Beladungsraum ausreichend.
Brauchbaren Ersatz bietet das Kfz.15 (Einheitsfahrgestell,
vierradangetrieben) das sich in jedem Gelände, auch als Zugmaschine für schwere
Fahrzeuge bewährt hat.
Kfz.2 alter Art ebenfalls nur bedingt geländegängig.
Anbringung des Rückentragegestells besser auf vorderem linken und rechten
Kotflügel, da Leitung dann nicht mitten
auf dem Wege liegt. Fahrzeug selbst ist als Auslegefahrzeug
zu klein, da außer dem Kraftfahrer und dem Truppführer noch ein Mann zum
Ausleger des Kabels mitfahren muß.
Kfz.2 neuer Art (Stöwer) ist gut und wird überall anstelle
des Kfz.2 a.A. und des Kfz.2 n.A. (Mercedes) vorgeschlagen. Letzterer besitzt
nicht genügend Bodenfreiheit.
Motor ist zu träge.
m.Lkw.-Opel-Blitz ist als Funkwagen zu groß und für die
geringe Belastung zu stark gefedert. An sich guter Lkw., jedoch nicht
geländegängig.
Skw. Mercedes (Kfz.61) als Funkwagen zu groß. Motor zu
schwach, gut geländegängig.
Skw. (Büssing NAG) (Kfz.77) gut gelandegängig, aber zu groß.
Allgemein wird die Ausstattung der gesamten Kompanie mit
Gleiskettenfahrzeugen (ähnlich den Fernsprech-Zugkw. der Nachr.-Abt.1) , also
sowohl bei den Fernsprech- als
auch bei den Funktrupps vorgeschlagen. Als Zug- und
Truppführerfahrzeuge vierradangetriebene Kfz.15 (Einheitsfahrgestelle bzw. Kfz.2
n.A.!
4.) Bewaffnung:
Das Fehlen von Handgranaten und Maschinenpistolen machte sich
bei verschiedenen Überfällen der Polen auf einzelne Trupps übel bemerkbar. Es
wird vorgeschlagen.
Jeden Trupp mit einer Maschinenpistole und einer genügenden
Anzahl Handgranaten, alle Kraftfahrer nicht mit Gewehr, sondern mit Pistole
auszurüsten,
5.) Betriebsstoff:
Der zugeteilte Faßraum von 1ooo l für Betriebsstoff ist zu
gering, besonders, wenn die Kompanie zwei Arten von Betriebsstoff für Vergaser-
und Dieselmotoren mitführen
muß. Die Kompanie benötigt, um voll tanken zu können, einen
Faßraum von 4ooo 1 Vergaser- und 3oo 1 Dieselbetriebsstoff.
6.) Die beiden kleinen Feldküchen (je 12o 1 Fassungsvermögen für Essen und je 6o
l für Kaffee pp. sind unzureichend und unzweckmäßig auf Lkws. verlastet. Das
Fassungsvermögen
für Kaffee ist zu gering für eine Kompanie von 22o Köpfen;
der einzelne Kompanieangehörige erhält nur etwa 1 l/2
Trinkbecher voll Kaffee pp. Da die Lkw nicht geländegängig
waren und in tiefen Sandwegen oft steckenblieben, traten manchmal
Verpflegungsschwierigkeiten ein. Zweckmäßiger
wäre eine Anhänger-Feldküche mit Gummibereifung, gezogen von
einem Kfz.15 (vierradangetrieben), Fassungsvermögen 24o lEmen und 160 1 Getränke.
Eine erbeutete Dreikessel-
Anhängerfeldküche mit insgesamt 360l Fassungsvermögen hat
sich gut bewährt. Sie kochte in der Hälfte der Zeit wie die zuständige deutschen
Feldküchen das Essen gar,
außerdem kann man in den 3 Kesseln Fleisch, Kartoffeln und
Kaffee zu gleicher Zeit kochen.
Der Zugführer des 4.Zuges benötigt unbedingt ein Krad mit
Beiwagen, sonst Überwachung des Baues schwierig.
Es fehlt ein leichter Lkw., der als V.-Troß I eingesetzt
werden kann. Ein Verpflegungs-Lkw. wie bisher, genügt nicht, besonders beim
schnellen Vormarsch, da er die weiten
Entfernungen von der Verpflegungsausgabestellee bis zu den
Feldküchen nicht so rechtzeitig bewältigen kann, daß eine regelmäßige
Verpflegung gesichert ist.
Erfahrungsbericht über den Feldzug in Polen
gemäß 4.Kav.Brigade Abt.Ia v.3.10.1939.
1.)a) Zum Angriff gegen
ständige - und Feldbefestigungen
fand die Kompanie wenig
Verwendung. Obwohl die Kompanie als Reserveeinheit eine sonst notwendige längere
Stoßtrupp-ausbildung nicht durchgemacht hat und die
Kompanie außerdem mit den für diese Zwecke sehr
wirkungsvollen Flammenwerfern als Angriffswaffe nicht ausgerüstet ist, wäre z.B.
das Stoßtruppunternehmen auf
Praga (Fort XIIa) unter Zuteilung, je einer
Gruppe zu einer Schwadron mit Stangen und sonstigen geballten Ladungen als
Stoßtrupp durchaus möglich gewesen.
Artillerie Beschuß mit Nebelmunition, die
allerdings nicht vorhanden war, hätte eine derartige Aktion wirksam unterstützen
können.
Im Flußübergang ist die
Kompanie recht oft eingesetzt worden. Eine volle Entfaltung im kämpfenden
Übergang ist jedoch durch die Bespannung der Brückenkolonne M
mit Zivilfahrzeugen unmöglich geworden. Selbst
die behelfsmäßige Lösung dieses Übels mit der Pferdebespannung der
Brückenfahrzeuge(Troß-Gespanne) konnte einen
rechtzeitigen Einsatz nicht ermöglichen, zumal
außerdem die 48 kl. und 12 gr. Floßsäcke auf den Zugmitteln verladen sind. Die
Bruckenkolonne bei der Kav.Brig.
muß unter allen Umständen mit geländegängigen
Fahrzeugen bespannt werden, um in dem raschen Vorgenen der Kav.Brig.,
insbesondere bei den schlechten Wegeverhältnissen
in Polen Schritt halten zu können. Desgleichen
sind als Gefechtsfanrzeuge für die Komp.geländegängige Lkw. erforderlich (3
achsig wie bei aktiven Einheiten). Die
sandigen Wege haben es oft erforderlich gemacht,
das sämtliche Fahrzeuge der Kompanie weite Strecken von den Mannschaften in
Zugstärke hindurch gescnoben werden
mußten. Sehr zeitgewinnend ist der gleichzeitige
Ansatz der Pioniererkundung mit der infantristischen Aufklärung am Fluß. Es
dürfte zweckmäßig sein, die Pionier-
Kompanie auch mit Außenbordmotoren für den
Fährbetrieb auszurüsten.
Im Ortsgefecht findet
die Pionier-Kompanie an sich die gleiche Verwendung wie eine Schützenkompanie.
Eine reichliche Ausstattung mit Handgranaten und Brennzündern
zur Herstellung von geballten Ladungen als
Nahkampfwaffe bringt der Kompanie für diesen Stoßtruppeinsatz große Vorteile.
Die entsprechende
Anzahl an Handgranaten und Brennzündern ist von der Kompanie erst nachträglich
empfangen worden und nicht in der Feldausstattung enthalten. Auch im
Ortsgefecht können Flammenwerfer Verwendung
finden. Dunkelheit und Nebel haben es mit sich gebracht, daß sich vorgeschobene
Sicherungen gegenseitig als Feind beschossen.
Verbindungsaufnahmen zur Nachbartruppe möglichst
noch bei Helligkeit, Weiterleitung an die Ablösungen (zweckmäßig mit Lageskizze
) erforderlich.
Die Pionier-Kompanie
stellt im Angriff an sich eine Infanterie-Kompanie dar, die durch die Ausrüstung
mit entsprechenden Hilfsmitteln zum Überwinden von schwierigen
Geländehindernissen befähigt ist. Wenn auch der
Vormarsch , in Polen einen derartigen Einsatz nicht erforderlich machte, so
dürfte doch zweifelhaft sein, ob die
Pionier-Kompanie dem raschen Vorgehen der
Kavallerie zu folgen vermag.
Die Kompanie ist mit
einer Nachr.-Staffel (2 l.Funkwagen mit einer Funkverbindung, einem
Fernsprechapparat und 1000 m leichtes Feldkabel) ausgerüstet. Da der Kompanie
keine ausgebildeten Funker zugeteilt waren,
konnte das Funkgerät Zunächst nicht ausgenutzt werden, Erst mit der
Kommandierung von Funkmannschaften durch die
Brig.Nachr.Kompanie fand das Funkgerät Verwendung.
Bei dem meist weitläufigen Einsatz der Pionier—Kompanie ist das vorhandene
Fernsprechgerät (1 Fernsprechapparat
u. 1000 m l.Feldkabel) völlig unzureichend. Es
sind mindestens erforderlich: 4 Fernsprechapparate (je Zug u. Komp.Trupp 1), 3 -
4000 m l. Feldkaoel und 500 m
Flußkabel. Das Funkgerät hat sich als
Verbindungsmittel zum Brigade-Stab sehr gut bewährt.
Der Ausbildungsstand
der Mannschaften d.B. war insbesondere nach der kurzen Ausbildungszeit im
Gilgelager ausreichend. Wogegen die Ausbiluuhg der Uffze. (aktiv u. d.B.)
pioniertechnisch und infanteristisch viel zu
wünschen übrig ließ.
Die mangelnde Kenntnis
und Vertiefung auf dem gesamten militärischen Gebiet machte ein unschlüssiges,
zögerndes und unsicheres Auftreten mit sich.
b) ./.
c) ./.
d) Die Verwendung landesüblicher
Fahrzeuge hat sich nicht bewährt. Abgesehen von mangelnder Tarnung und keiner
Geländeverwendung brachten die ersten Tage schon
Schwierigkeiten in der Reifen-und
Ersatzteilbeschaffung mit sich.
Die Ausrüstung einer
motorisierten Einheit mit Mannschaftsdecken ist auch in den Sommermonaten
unbedingt erforderlich, Da die Kompanie bei kühlerer Witterung auf
dem Marsch auf
den offenen Fahrzeugen bereits die Mäntel anziehen muß, und die Decke sodann als
zusätzliches Mittel für die Nachtruhe fehlt.
e) Der Munitions und
Verpflegungsnachschub brachte der Komp. keine Schwierigkeiten. Erwünscht wäre
jedoch die Zuleitung des Marketenderwagens zur Kompanie in 8 - oder
wenigstens 14 tägigen Zeitabständen. (Der
Marketendterwagen ist bei der Kompanie überhaupt noch nicht gewesen.) Es mangelt
seit langem insbesondere an Schuhcreme,
Seile, Zahnpaste usw.
Für die
Betriebsstoffversorgung waren 5 Eisenfässer(1000 l) auf dem B.-u.G.Wagen weit
unzureichend, da auf diese Weise der B.-u.G. Wagen täglich aufgefüilt werden
mußte und infolge seiner Geländeunfähigkeit
zeitweise 2 - 3 Tage von der Kompanie wegblieb. Die Kompanie hat jedoch dann
B.Wagen anderer Truppenteile in Anspruch
genommen und später 5 weitere Beutefässer
verladen. Der Ersatzteilnachschub für Kraftfahrzeuge war sehr unzureichend. Die
Kompanie hat, nachdem zeitweise 2 - 3 Lkw
und einige Kräder im Schlepp waren, Ersatzteile
unmittelbar von Allenstein bzw.Königsberg Pr.) holen müssen.
Der Abscnub von
Gefangenen und Internierten ging teilweise mit requirierten Omnibussen und
sonstigen Kraftfahrzeugen reibunglos vonstatten. Desgleichen gab die
Bestellung der Feldpost keinen Anlaß zur
Beanstandung.
Der Einsatz von
Straßenbaudiensten ist zum größten Teil sehr spät erfolgt und teilweise
unzureichend ausgeführt worden. (Keine Straßensperr- und Hinweisschilder
für Umgehungswege usw.)
Abschließend sei
bemerkt, daß beim Ausrücken der Kompanie ein großer Teil von Material, Gerät und
Werkzeug fehlte bzw. unvollständig vorhanden war und daher nicht
mitgenommen werden konnte. So fehlten u.a,
Schutzmittel gegen Geschlechtskrankheiten, sämtliche K-Rollen, Bindedraht,
glatter Draht, Krampen, Elemente für Leitungsprüfer,
geballte 3 kg Ladungen, Minensucheisen,
Minenfähnchen, Lederhandschuhe für Stacheldraht, sämtliche Zweibeine für M.G.,
sämtliche Pläne für die Fahrzeuge (die Kompanie
hatte sich zunächst behelfsmäßig Zweibeine
hergestellt und für den notwendigsten Regenschutz der Sprengmunition, Zündmittel
und des Geräts Dachpappeüberdachungen geschaffen
und später in Polen Wagenplane requiriert. Sehr
zweckmäßig wäre die unmittelbare Mitführung einer entsprechenden Menge
Drahtmaterialp auf einem besonderen Geräte-Lkw und vor
allen Dingen die Bereitstellung eines besonderen
Verpflegungs-Lkw, da sich eine Koppelung dieses Wagens mit dem Packwagen unter
keinen Umständen durchführen läßt. Der
Verpflegungsempfang, zeitweise für 3-4 Tage, und
der sonstige entsprechende Vorrat an Verpflegung macht es gänzlich unmöglich auf
diesen Wagen, der zeitweise auch noch
3-4 Tage von der Kompanie abwesend ist, das
Schreibstuben-, Offizier-, San.-Gepäck, sowie Reservebekleidung, Au
San.Komp.(mot.)40
Minsk, den 4.10.1939
Bez.: 1.K.B. Ia v. 3.10.39
Betr.: Erfahrungsbericht.
Der
1.Kav.Brigade.
1.) a. Führung und Ausstattung.
=========================
ln der Kriegssanitätsvorschrift (H.Dv.21) wird als ungefährer Abstand der
Sanitätskompanie von der vordereren Linie 5 Bis 10 km verlangt. Es besteht der
Grundsatz,
dass die Krankenkraftwagen soweit als möglich nach vorn fahren, um die
Verwundeten zu bergen, da das Tragen der Verwundeten sehr schwer und zeitraubend
ist.
Die San.Konp.(mot.)40 war jedoch immer zu weit von der Truppe abgesetzt. Beim
Übergang über den Bug lag z.B. die Kompanie über 60 km hinter der fechtenden
Truppe.
Die Folge war, dass infolge der Beanspruchung der Nachschubstrassen auch durch
andere Divisionen, ein Durchkommen der Krankenkraftwagen kaum möglich war. Als
nämlich
die Meldung von Verwundeten bei der Komp. viel zu spät einlief waren die
Strassen schon durch Kolonnen rückwärtiger Dienste belegt. Bei schnell
beweglichen grossen
Verbänden die Sanitätskompanie möglichst vorn zu halten, was für eine
Kav.Brig.von besonderer Wichtigkeit ist, da diese über kein Feldlazarett verfügt
und daher auf
Nachbardivisionen angewiesen ist. Wenn die San.Komp.zu weit hinten ist, kommen
die Meldungen über Verwundete zu spät-wenn überhaupt zu ihr. Einmal kam z.B. ein
Funkspruch
Tage später an! Auf diese Weise waren zuweilen polnische Verwundete eher
ärztlicher Versorgung zugefuhrt als deutsche Soldaten. Man konnte sich nicht
immer des Eindrucks
erwehren, dass die Verwundetenmeldungen nicht mit der erforderlichen
Dringlichkeit und Wich-
tigkeit durchgegeben wurden. Wenn diese Meldungen die San.Komp. erreichten,
waren seit der Verwundung viele Stunden verstrichen. Kamen dann endlich die
Krankenkraftwagen
an den gemeldeten Ort, so waren die Verwundeten mit leer zurückfahrenden
Fahrzeugen bereits, abtransportiert. Derartige behelfsmäßige Transporte sind
nicht nur sehr
schmerzhaft für die Verwundeten, sondern schaden ihnen auch. ln den
Versorgungsbefehlen wurden Angaben darüber oft vermisst, wo das nächste
Feldlazarett und die nächste Krankensammelstelle sich befindet. Auch die anderen
Sanitätseinrichtungen waren zuweilen zu weit hinten (über 80 km). Bei der
San.Komp.(mot.)40 befand sich zu wenig im Operationssaaldienst ausgebildetes und
vertrautes Personal, obwohl darauf besonders während der Ausbildungszeit
geachtet wurde.
b./
c./
d.Ausstattung:
Die Krankenkraftwagen "Phänomen" mit luftgekühlten Motor haben sich auf fester
Strasse durchaus bewährt, sie waren jeder Beanspruchung gewachsen. Musste man
jedoch
von der festen Strasse herunter auf tiefe Sandwege, so waren die Motoren zu
schwach und die Bereifung nicht griffig genug. Beim Narew-Übergang wurde
versucht,
Krankenkraftwagen vom Typ”Phänomen”vorzuschicken. Leer kamen sie gerade durch,
beladen mussten sie abgeschleppt werden, und zwar fast auf der ganzen Strecke
von 5 bis 10 km.
Dies geschah durch bei der Kompanie befindlichen mittleren, gelandegängigen
Pkw,die jeden Bodenverhältnissen gewachsen waren. Krkw.mit Vierradantrieb und
stärkeren Motor bei Geländebereifung sind für derartige Wege erforderlich.
Ausrüstung mit Mannschaftsdecke im Spätsommer zweckmässig, da die Nächte doch
schon recht kühl sind und die Soldaten gefroren haben. Zu einer Häufung von
Erkältungskrankheiten,
die zu einem Ausfall von Soldaten geführt hätten ist es jedoch nicht gekommen.
Ausstattung an ärztlichem Gerät:
Bei der San.Komp.befinden sich zu wenig Kleider-und Verbandsscheren. Die
vorhandenen Kleiderscheren werden bald stumpf und unbrauchbar. Die Ausrüstung
mit Gummischürzen
ist viel zu knapp, Acht Sohürzen müssten unbedingt vorhanden sein. Weiter fehlt
es an Gips und Gipsbinden. Der vorhandene Gips ist schlecht,da er nicht schnell
härtet.
Es fehlt an Kocher-Klemmen. Die vorhandenen Bergmann-Schieber sind gut, aber zu
knapp. Die breiten, stumpfen Klemmen sind ebenso wie die Messer des Sammel-u.
Hauptbestecks zu groß und plump. Es fehlt an Waschbenzin oder ähnlichem zur
Säuberung der Wundumgebung (Leukoplast). Breites Leukoplast ist mehr als nötig
vorhanden,
dafür fehlt es an 1 cm breiten Leukoplast. Brennspiritus für die kleinen
Instrumentenkocher ist in völlig unzureichender Menge vorhanden Ankauf in
Feindesland war nicht
möglich. Die im Ergänzungssatz a nachgelieferten Augen=u.Ohrenärztlichen
Instrumente werden bei einer San.Komp. nicht benötigt. Die direkte Beleuchtung
des
Operationsgebietes mit den planmäßigen Scheinwerfern ist infolge der starken
Schattenbildung unbrauchbar. Die indirekte Beleuchtung durch Ausstrahlung der
Zimmerdecke
ist nicht sehr befriedigend, ganz abgesehen davon, daß eine weiße Zimmerdecke in
Polen oft gefehlt hat. Weiße elektrische-Hängelampen, die von den vorhandenen
Edisonsammler
gespeist würden, wären zweckmässiger. Als Narkoticum wird S.E.E. (Skopolamin,
Eukodal, Ephetonin) zur Einführung empfohlen. Evipanh hat sich bewährt. Die
Ausstattung des Brigadearztes mit San. Ergänzungsgerät Satz b ist erforderlich.
Die Ergänzung von Santätsgerät der Truppen und San. Komp. ist andernfalls
gefährdet. Mit dem Übergang in
Ruhestellung bzw. zur Besatzungsarmee, müssen die innere Medizin, die
Hautkrankheiten usw. mehr beim Nachschub von Sanitätsgerät und Arzneimitteln
berücksichtigt werden.
Die Ausstattung des Zahnarztes der Kav. Brigade ist völlig unzureichend. Er muß
unbedingt den schweren Satz Zahnbehandlungsgerät zur Verfügung haben. Zu
Zahnextraktionen
ist extra ein Zahnarzt nicht nötig. Da aber die konservierende Zahnbehandlung
von maßgeblicher Bedeutung ist, muß auch die Möglichkeit dazu geschaffen werden.
e.Die jüdische Bevölkerung nutzte sofort die
Kriegslage zu Wucher aus. Es wurden Preise für Lehensmittel usw. in Minsk
verlangt 1 Ei 0, 20 Rm, 0,5 kg Zwiebel 0,50 Rm,
Stiefel besohlen 25 Sloty ! Festsetzung von Höchstpreisen muß sofort erfolgen.
Man konnte Seiten anfüllen von Beispielen von versuchten Wucher durch die
jüdische Bevölkerung.
Die Bewaffnung der San.Komp. ist zu schwach. Vorgesehen sind für Offiziere, Uffz.
u. Kraftfahrer je 1 Pistole. Die Masse der Soldaten der San. Komp. ist ohne
Schusswaffe.
Mit Pistole allein kann man Angriffe durch reguläre Truppen, wie sie bekannt
sind, nicht abweisen. Es müssen bei einer San.Komp. mindestens 50 Karabiner und
3 leichte Maschinengewehre vorhanden sein. Außerdem ist jeder Soldat der
San.Komp. mit einer Pistole auszurüsten. Mit einer derartigen Bewaffnung ist
eine San.Komp. in der Lage
ihren und ihrer Verwundeten Schutz zu übernehmen, sie es nach dem Angriff bei
Myczgniec am 3. 9. 39 auch der Fall gewesen ist. Die Soldaten der San.Komp.
empfanden ihre
Wehrlosigkeit sehr stark.
Es erscheint nicht zweckmäßig zur Bewachung der rückwärtigen Dienste auf Kosten
der fechtenden Truppe besondere Wachdienste abzustellen. Bei ausreichender
Bewaffnung müssen
alle rückwärtigen Dienste in der Lage sein, Überfälle abzuweisen.
Radfahr-Abteilung 1
z.Zt. Grebkow, den 4.Oktober 1939.
Abteilung Ia.
Betr.:
Erfahrungsbericht über Feldzug in Polen.
An die
1.Kavallerie-Brigade.
Nachstehender Erfahrungsbericht zu folgenden Punkten vorgelegt:
zu a) Führung und Ausbildung:
1.)
Angriff gegen ständige- und Feldbefestigungen:
Voraussetzung für den Angriff ist die erforderliche Zahl von Artillerie mit
Geschützen mittleren Kalibers. Leichte Feldkanone ist unzweckmässig.
Dem Angriff muss eine
mehrstündige eingehende Erkundung vorausgehen können, ebenso muss genug Zeit zur
Bereitstellung und damit zum Einrichter
der Artillerie und der
schweren Waffen gegeben worden.
2.)
Wald und Ortsgefecht, Gefecht bei Dunkelheit,
Kampf um Flussübergang:
Es liegen keine Erfahrungen vor. Radfahr - Abteilung hat nur Schiessereien in
Orten gehabt.
3.)
Einsatz schwerer Inf.-Waffen:
Ein Angriff ohne Einsatz der schweren Jnf.-Waffen, auch auf einen sich flüchtig
verteidigenden Gegner ist nicht möglich. Die entscheidende Rolle
spielt hierbei das s.M.G.
Es ergaben sich aus Mangel an überhöhenden Stellungen oft Einsatzschwierigkeiten.
Es mussten für den Angriff Lücken für die
s.M.G's. freigelassen
werden. Zum grossen Teil wurden die s.M.G's. aber auch im Angriff in vorderster
Linie mitgeführt und im direkten Schuss eingesetzt.
Die s.M.G's. der
Abteilung haben nicht einmal aus indirekter Feuerstellung geschossen. Der
Munitionseinsatz war sehr hoch, es musste deswegen viel Munition
nach vorne mitgeführt
werden. Das Kavallerie-Geschütz hat sich durchgängig sehr gut bewährt. Einsatz
im direkten Schuss war keine Seltenheit. Der s.Granatwerfer
hat sich als sehr
brauchbare Waffe erwiesen, jedoch werden beim Vorbringen zu Fuss über lange
Strecken die Mannschaften so angestrengt, dass sie den Anschluss
an die Schwadron zunächst
nicht halten können.
4.)
Einsatz Artillerie:
Erfolgreiche Unterstützung durch Artillerie ist nur möglich, wenn sich eine
vorgeschobene B.-Stelle bei der betr.Truppe befindet. Unbeobachtetes Streufeuer
gefährdet.
5.)
Einsatz der Pioniere für den Angriff:
Die Überwindung grösserer Drahthindernisse ist nur mit Hilfe von Pionieren
möglich.
6.)
Bewährung des Funkgeräts:
Der Tornister-Funktrupp hat sich bei der Abteilung bewährt, jedoch ist die
Verlastung des Funktrupps auf einem zweisitzigen Pkw., wie ihn die Abteilung zum
Teil noch besitzt
unzweckmässig, da beim Einatz zu Fuss der Wagen ohne Kraftfahrer stehenbleiben
muss und später nicht sofort nachgeführt werden kann.
Der Funker kann nicht
zugleich Kraftfahrer sein, da bei Pannen am. Pkw. entweder das Funkgerät nicht
durch zwei Mann ordnungsgemäss bedient werden kann oder
der Funktrupp
bewegungsunfähig wird. Der Einsatz des Fernsprechstrupps ist nur in der
Verteidigung möglich. Zur Zeit ist die Abteilung ungenügend mit
geländegängigen
Nachrichtenfahrzeugen versehen.
7.)
Erd-und Luftaufklärung:
Die Radfahrspähtrupps gaben durchweg gute Aufklärungsergebnisse durch. Die
schlechten Wegeverhältnisse Polens waren jedoch sehr Zeit und kraftraubend.
Es ist eine dauernde
Zuteilung von Panzerspähtrupps ein dringendes Erfordernis. Die Abteilung bekam
im Laufe des Feldzuges eine wichtige Meldung durch
Flieger abgeworfen (bei
Brok). Nach Gefangenenaussagen soll die Wirkung der Flieger sehr gross gewesen
sein. Zweimal wurden Bomben ohne Wirkung auf eigene
Truppe abgeworfen.
zu b) Organisation der 1.Kavallerie-Brigade:
Der
Kraftfahrwerkstattzug hat nicht die nötigen Ersatzteile für Kfz. liefern können,
die Truppe musste in die Heimat schicken, um sich die nötigen Teile zu
besorgen und so bewegungsfähig zu bleiben. Für
die beim Kraftfahrwerkstattzug abgegebenen Fahrzeuge wurde kein Ersatz an
gelandegängigen Fahrzeugen gegeben.
zu c) Bewaffnung:
Das Maschinengewehr 34
hat sich voll bewährt. Es ist allerdings leicht schmutzempfindlich. Sehr bewährt
hat sich als Schutz gegen Sandspritzer beim Mündungsfeuer
das Unterlegen einer Zeltbahn unter den Lauf.
Ebenso wurden behelfsmässig Schutzhüllen für das M.G. angefertigt. Die
Geländegängigkeit des Beiwagenkrades, auf dem
das M.G. verlastst ist, genügt bei den Sandwegen
nicht. Es muss erstrebt werden, dass das Rad des Beiwagens auch angetrieben wird.
Kavallerie-Geschütz hat sich
gut bewährt. Die Zugmaschine muss ein Allrad
angetriebener Wagen sein. Leichter und schwerer Grantwerfer haben sich sehr
bewährt.
zu d) Bewährung.landesüblicher Fahrzeuge:
Sie haben sich nicht
bewährt, da sie den Wegeverhältnissen nicht genügten. Der Instandsetzungstrupp
ist dringend notwendig und muss mit einem Kfz. 15 ausgestattet
sein. Denselben Wagen benötigen die Schwadrons-Chefs.
Schwadronen benötigen noch je einen Lastkraftwagen (Diesel),damit jeder Zug sein
Gefechtsfahrzeug hat.
Augenblicklich läuft ein Lkw. als
Fahrradreparaturwagen bei jeder Schwadron.
zu e) Ausrüstung des Mannes:
Es sind zu wenig kurze
Spaten vorhanden. Grundsatz muss sein, dass jeder Mann einen kurzen Spaten hat.
Die übrigen Geräte werden von Fall zu Fall ausgegeben.
Die Klapphacke scheint eine Fehlkonstruktion zu
sein. Die Drahtschere ist zu unhandlich, besser wäre eine kleinere Ausführung (Drahtschneider),
mit Isoliergriff.
Die Stahlhelme müssen einen Ohrenausschnitt haben.
Beim Radfahren kenn der Mann zu wenig hören. Der blanke Anstrich zeigte
auffallend viele Kopfschüsse
(vorgeschlagen wird ein körniger Anstrich oder
ein Überzug ). Der felgraue Uniformstoff scheint keine geeignete Tarnfarbe zu
besitzen. Für Handgranaten müssen
Befestigungsvorrichtungen geschaffen werden oder
es müssen Säcke geliefert werden. Wünschenswert ist eine grössere Ausstattung
mit Leuchtpistolen und mehr
Leuchtmunition. Pistole hat sich nicht bewährt.
Praktisch wäre die Ausstattung des Chefwagens mit Maschinenpistole, ebenso wie
die der Trosse.
Die Anzahl der
Marschkompasse pro Schwadron müssen verdoppelt werden. Lichtschärfere Ferngläser
würden vor allem für die schweren Waffen sehr von Nutzer, sein.
Bei der Gasmaske ist der Haken zum Einhaken ins
Koppel zu schwach. Er ist oft abgebrochen.